„Konzertierte Aktion“ gegen Cholera

■ Europarlament tagte in Straßburg/ Unterdrückung der Albaner im Kosovo verurteilt/ Hilfe für Peru gefordert/ EG-Kommission verteilt EG-Überschüsse an Hungernde in Äthiopien und Burkina Faso

Straßburg (afp/dpa) — Das Europaparlament hat am Donnerstag die Regierungen der Sowjetunion und der Balten-Republiken aufgefordert, die Auseinandersetzungen über die Unabhängigkeit Litauens, Lettlands und Estlands auf dem Wege direkter Verhandlungen zu lösen. Die Gespräche sollten ohne militärischen oder wirtschaftlichen Druck einer Seite abgehalten werden. Gleichzeitig erkannte es das Ergebnis der Volksbefragung in Litauen an, in dem sich die Bevölkerung für die Unabhängigkeit ihrer Republik ausgesprochen hatte.

In einer weiteren Resolution wurde die Einstellung der repressiven Politik Serbiens in der Provinz Kosovo gefordert. Die Politik Serbiens ziele darauf ab, die kulturelle Identität, die wirtschaftliche Basis und die demokratischen Rechte der albanischen Bewohner der zu Serbien gehörenden Provinz Kosovo zu zerstören, heißt es in der Resolution. Die Abgeordneten der zwölf EG- Länder äußerten sich entsetzt über Berichte, nach denen arbeitslose Albaner aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, die dann Serben zugeteilt worden seien. Empört äußerten sie sich ferner über die Verdrängung albanischer Ärzte und Krankenschwestern aus den Krankenhäusern, die durch Serben ersetzt würden. Die Parlamentarier wollten die Verhandlungen über EG-Darlehen an Jugoslawien in Höhe von umgerechnet etwa 1,5 Milliarden Mark von Fortschritten im Bereich der Menschen- und Minderheitenrechte abhängig gemacht haben. Darüber hinaus wurden die Außenminister der EG aufgefordert, gegen die Mißachtung der von Jugoslawien unterschriebenen KSZE-Beschlüsse durch Serbien zu protestieren.

In einer „konzertierten Aktion“ soll Peru nach Meinung des Parlaments anläßlich der Cholera-Epidemie wirtschaftliche und humanitäre Hilfe zukommen, um eine Verschärfung der Krise zu verhindern.

Aus den Überschüssen der EG sollen 70.000 Tonnen Lebensmittelhilfe für Äthiopien und Burkina Faso bereitgestellt werden. Im Norden Äthiopiens sind nach EG-Angaben vier Millionen Menschen von einer Hungersnot bedroht. Die Lieferung soll dazu beitragen, die Lebensmittelknappheit bis zur nächsten Ernte zu überwinden. Insgesamt benötige dieses Gebiet für das Jahr 1991 eine Hilfe im Umfang von 700.000 Tonnen Getreide. In den verschiedenen Provinzen Burkina Fasos leiden nach Angaben der EG-Kommission eine halbe Million Menschen unter einer Dürreperiode. Die Regierung hatte die internationale Organisation um eine Hilfe im Umfang von 130.000 Tonnen Getreide für dieses Jahr gebeten.

In der EG steigen seit längerem die eingelagerten Agrarüberschüsse wieder an. Bis Ende des Wirtschaftsjahres 1991/92 könnten die Lagerbestände für Getreide von derzeit 18 Millionen Tonnen um weitere zehn Millionen Tonnen ansteigen.