Kultur stiften gehen

■ FDP hat für Kulturstiftung schon mal die Satzung entworfen / Geld fehlt noch

“Tue Gutes und rede drüber“, wirbt FDP-Chef Claus Jäger für die Einrichtung einer Kulturstiftung der freien Hansestadt Bremen. Die Idee ist nicht ganz neu. Auch BiWiKu-Senator Henning Scherf malte inmitten der Finanzwüste seines Ressorts schon die Fatamorgana einer von sprudelnden Industriegeldern gespeisten Stiftung ins Blaue. Handelskammerpräsident Bergholz signalisierte letzte Woche grundsätzliche Bereitschaft zum Mittun.

Doch die FDP will sich nun das Erstgeburtsrecht sichern und konkrete Taten folgen lassen. Ein FDP-Entwurf samt Satzung, der gestern der Presse vorgestellt wurde, soll auf der nächsten Bürgerschaftssitzung eingebracht werden. Die Spendierfreudigkeit der Unternehmen wollen die Liberalen mit deutlichem Hinweis auf Steuervergünstigungen durch das neue Bonner „Kultur-und Stiftungsförderungsgesetz“ sowie durch eine Zweidrittel-Mehrheit der privaten Stifter im Stiftungsrat anreizen.

Mit der privaten Majorisierung des Stiftungsrates soll verhindert werden, „daß eine Stiftung zum verlängerten Arm der Behörde wird“, meinte Jäger mit Blick auf den Ärger mit Hans-Wendt- und Heimstiftung. Den Stiftungsrat, der über die Verwendung der Finanzen entscheiden soll, wünscht die FDP mit drei Mitgliedern der Landesregierung und „maximal sechs weiteren Personen, die den Bereich Kultur und die private Kulturförderung vertreten sollen“ zu besetzen.

Fördern soll die Stiftung den Erwerb von „besonders wertvollen“ Kulturgütern, Kunstgegenständen und Sammlungen, bedeutsame Vorhaben der Denkmalpflege, die Dokumentaion und Präsentation von Kunst und Geschichte sowie den Nachwuchs. Als Grundlage des Stiftungsvermögens denkt sich die FDP zwei Millionen Mark, einzuzahlen vom Land Bremen innerhalb von fünf Jahren. FDP- Kulturexperte Neujahn hofft, daß sich das „bescheidene“ Startkapital aus Privatvermögen mindestens verdoppeln läßt. „In Bremen leben überdurchschnittlich viele Millionäre“, sagt Jäger.

Warum die in den Armen der Stiftung und nicht auf eigene Faust Gutes tun und um so lauter darüber reden sollten, blieb nebulös. „Wenn ein Einzelner ein Museum baut, ist das zu sehr auf eine Person verengt und wird nicht so breit getragen,“ sinnierte der FDP-Chef über einen durchaus realen Fall. Angeknüpfend an hanseatische Traditionen wie den Kunstverein sollen finanzkräftige BremerInnen mit vereinten Kräften und zum gemeinsamen Nutzen die Stadt attraktiver machen. asp