Israel: Saddam Hussein muß weg

■ Die Regierung Schamir hält eine Verhandlungslösung für „sehr schlecht“

Ein auf der Basis des sowjetischen Vorschlags ausgehandelter Rückzug Iraks aus Kuwait wäre „sehr schlecht und sehr gefährlich für Israel“, erklärte gestern der israelische Ministerpräsident Jizchak Schamir. Er machte erneut deutlich, daß Saddam Hussein entmachtet und die irakische Kriegsmaschinerie zerstört werden müsse.

Premier Schamir lobte die USA für ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Gorbatschow-Plan. Sollten die USA und ihre Verbündeten einem sowjetisch-irakischen Friedensplan zustimmen, wird — so die allgemeine Einschätzung in Israel — der Druck auf die Regierung wachsen, einen eigenen militärischen Schlag gegen den Irak durchzuführen.

Ein Verbleib Saddam Husseins an der Spitze des Iraks scheint für die israelische Regierung unannehmbar zu sein. Und mit dem fortgesetzten Beschuß durch irakische Scud-B-Raketen verstärkt sich auch in der israelischen Öffentlichkeit die Forderung nach einem Vergeltungsschlag, den die Regierung ja seit langem versprochen hat, ohne sich allerdings konkret festzulegen.

Selbst für den Fall eines Waffenstillstandsabkommens erwarten — und hoffen — viele Israelis, daß das israelische Militär eine Aktion zur Liquidierung Saddam Husseins unternimmt.

Ein von der sowjetischen Regierung vermittelter Verhandlungsfrieden, so die verbreitete Meinung in Israel, würde Saddam Hussein zum Helden der arabischen Welt machen, der den Angriffen der USA und ihrer Verbündeten erfolgreich die Stirn geboten hat und sogar Israel „ungestraft“ mit Raketen beschießen konnte. Gorbatschows Plan erlaube dem irakischen Diktator nicht nur einen ehrenvollen Ausweg aus einer verzweifelten militärischen Lage, sondern ließe auch zwei Drittel seiner offensiven Streitmacht, fast alle modernen Kampfflugzeuge und eine unbestimmte Zahl von Kurzraketen intakt, warnen Leitartikler der israelischen Presse.

„Ein Sieg für die Allianz wäre nur sinnvoll“, schreibt die 'Jerusalem Post‘, „wenn Saddam eine überwältigende Niederlage erleidet.“

Amos Wollin, Tel Aviv