Es gibt noch zuwenig Recycling-Tonnen

■ Stadtreinigung mit der Durchsetzung der gesetzlichen Pflicht zur Getrenntsammlung von wiederverwertbaren Abfällen überfordert/ Klage über mangelndes Interesse der Hausbesitzer

Berlin. Daß unmweltbewußte MieterInnen vielerorts noch immer gezwungen sind, leere Flaschen und Altpapier zusammen mit dem übrigen Abfall in herkömmliche Hausmüllcontainer zu schmeißen, liegt zum Teil offenkundig am organisatorischen Unvermögen der BSR. Nach dem neuen Stadtreinigungsgesetz haben Hausbesitzer nämlich die Aufstellung von getrennten Behältern zur Abfuhr von verwertbaren Abfällen zu dulden, »soweit ihnen dies möglich und zumutbar ist«. Es besteht, wie es im Amtsdeutsch heißt, ein sogenannter Anschluß- und Benutzungszwang.

Obwohl das geänderte Gesetz schon am 1. Oktober letzten Jahres wirksam wurde, hat die Berliner Stadtreinigung nach Auskunft ihres Geschäftsleiters Georg Fischer aber bis jetzt nur 15.- bis 17.000 der rund 30.000 in Frage kommenden Grundstücke »angeschlossen«.

Frühestens bis zum August, möglicherweise auch erst bis zum Ende des Jahres könnten die blauen und grünen Recycling-Tonnen auf den restlichen Hausgrundstücken aufgestellt werden, erklärte Fischer. Schneller gehe es bei dem bürokratischen und technischen Aufwand nicht, wollte der Geschäftsleiter Glauben machen. Auf jedem Grundstück müßten die Müllmänner — vornehm »Kundenberater« geheißen — so erst nachsehen, ob genug Platz für zusätzliche Tonnen da sei und nicht schon die private Konkurrenz, sprich die Firma Alba, in die Bresche gesprungen ist.

Wie Fischer einräumte, gibt es für die bezirksweisen »Begehungen« freilich nur eine Mini-Mannschaft von fünf oder sechs Müllmännern. Mehr Leute loszuschicken, sei sinnlos, denn dann breche wiederum die BSR-Kundenbuchhaltung zusammen. Laut Fischer bräuchte man in diesem Fall auch mehr Mitarbeiter zur beschleunigten Umstellung der Tourenpläne für die Müllkutscher. Und endlich verfüge die Stadtreinigung nur über eine begrenzte Zahl von Spezialfahrzeugen zur Abfuhr des Recyclinggutes.

Die mangelnde Bereitschaft der Hausbesitzer, freiwillig beim Müllrecycling mitzumachen, bezeichnete Fischer gleichwohl als »unerfreulich«. Es entständen vermeidbare Kosten bei der Abfuhr, da sich Touren erst ab einer bestimmten Menge von Glas und Papier rechneten.

Dabei betrachtet die BSR von vorneherein überhaupt nur die Grundstücksbesitzer als recyclingswürdig, bei denen bislang wöchentlich mindestens 660 Liter Hausmüll abgeholt werden mußten. Nur diesen Hausbesitzern sei es zuzumuten, jeweils eine Hausmülltonne durch einen Recyclingbehälter zu ersetzen. Beim jetzigen Tarifsystem müßten Hausbesitzer bzw. Mieter, die weniger Müll produzieren, ansonsten sogar draufzahlen.

Die »besten Chancen« gab Fischer einer Abrechnung der Müllmengen nach Gewicht, weil dieses schon im Saarland und in Baden-Württemberg erprobte System für die Kunden am gerechtesten sei. Im Bundesgebiet erhielten die Mülltonnen Kennummern, so daß mittels einer Computerwaage an den Müllfahrzeugen die tatsächlichen Abfallmengen registriert werden konnten. Nach den Worten des BSR-Direktors ist es denkbar, daß im Herbst auch in Berlin ein entsprechender Testbetrieb beginnt. Dazu liefen Gespräche mit der Firma Zöller, die für die BSR- Müllautos die Schüttvorrichtungen baut. Diese Firma habe die notwendige Wiegetechnik am weitesten entwickelt, sagte Fischer. Thomas Knauf