Ein Schloß für alle Fälle

■ Auf und ab des Schloß Dankern, der Perle des Emslandes

Die Gegend heißt „Tausend Schritt Moor“ und die Flur „Dankern“. Die in Richtung holländische Grenze verlaufende Bundesstraße 401 ist in den Autokarten als landschaftlich besonders schöne Strecke grün markiert, und das Schlößchen, das hier abseits im Wald versteckt liegt, wird auch heute noch die „Perle des Emslandes“ genannt.

Landschaft und Grenznähe waren für emsländische Rittersleut' im frühen Mittelalter wohl der Grund, in dieser noch einsamen Idylle, rund zwei Kilometer ostwärts von Haren an der Ems, eine Burg zu bauen. Doch die war, als Anno 1680 der Obrist Johann Heinrich Martels daranging, in Steinwurfnähe den Grundstein für ein respektables „Rittergut“ zu legen, längst verfallen und abgetragen. Martels war als Rentmeister des Bischofs von Münster zu Vermögen gekommen. Das brachte er durch seinen Schloßbau, den der Zeit renommierte Baumeister Gottfried Laurenz Pictorius 1689 vollendete, zu einem großen Teil unter die Leute. Heute residieren die Freiherren Manfred und Friedhelm von Landsberg-Velen auf „Schloß Dankern“, aus dem sie vor 20 Jahren ein Kindererholungs-und Freizeitzentrum machten.

Schloßanlage und die umliegenden 450 Hektar großen Ländereien befinden sich seitdem von März bis Oktober fest in der Hand von jährlich 60.000 Erholungssuchenden, die die rund 500 von der Schloßverwaltung betreuten Ferienhäuser bewohnen. Das wäre damals, sagt Seniorchef Manfred von Landsberg, der finanzielle Rettungsanker für das Schloß gewesen. Nur durch die Privatinitiative, davon ist der 67jährige Freiherr, auf dessen westfälische Ahnen sich auch der litauische Parlamentspräsident Landsbergis berufen kann, überzeugt, habe das Anwesen vor dem Abriß bewahrt werden können.

Schon einmal, berichten Vater und Sohn, habe das Schloß vor dem Ruin gestanden. Die Martels, die „Herren zu Dankern“, wie sie sich nannten, avancierten anfangs durch eine erfolgreiche Land-und Forstwirtschaft zu den „Fuggern“ des Emslandes. Doch stetige Familienstreitigkeiten führten das Unternehmen 1832 in die Pleite.

Der Reichsfreiherr Johann Ignatz Franz von Landsberg-Velen, bereits im Emsland ansässig, griff zu. Unter den Landsbergs wurde Schloß Dankern wieder „aufgemöbelt“, denn die Vorbesitzer hatten beim Auszug leere Räume hinterlassen und zudem alle historischen Aufzeichnungen und Baupläne verschwinden lassen. 1894 wurde der Ziegelbau um ein Stockwerk erhöht. An den beiden Schnittpunkten der Flügel mit dem Hauptbau entstanden zwei Türme. Die barocke Leichtigkeit des Baus fiel damit einer dem damaligen Zeitgeschmack entsprechenden würdevollen Schwerfälligkeit zum Opfer.

Der 35jährige Juniorchef Friedhelm von Landsberg, ein gelernter Touristik-Kaufmann, hat das Schloß Dankern für den Tourismus geöffnet. Zwar stehe das Schloß unter Denkmalschutz, erhalte für seinen Erhalt auch finanzielle Hilfen der Kommune und des Landes. Doch das reiche „hinten und vorne“ nicht. 350.000 Mark habe die letzte große Renovierung gekostet, rechnet er vor, da sei man auf die Einnahmen aus dem Freizeitzentrum angewiesen.

Jetzt soll „Dankern“ auch ein Anziehungspunkt für kulturelle Veranstaltungen werden. Der romantische Schloßhof eigne sich prima für Open-air-Konzerte, versichern die Freiherren. Die Aufführung von Mozarts Oper „Bastien und Bastienne“ im vergangenen Sommer sei ein großer Erfolg gewesen.

dpa