Die Welt der Kinder

Die französische Zeitschrift 'Voici‘ gab eine interessante Repräsentativumfrage in Auftrag. Es sollte herausgefunden werden, was die häufigsten Gründe beim Streit zwischen Lebenspartnern sind. Das Ergebnis überraschte: Ganz hinten auf Platz 14 liegt die Untreue, 37 Prozent der befragten Franzosen gaben Geldfragen als Grund für einen Familienkrach an und 36 Prozent das Fernsehen. Als häufigste Streitursache aber nannten über die Hälfte, genauer 54 Prozent, ihre Kinder. Sieht so aus, als ob Kindsein in Frankreich ein verdammte harter Job ist.

Doch auch anderswo haben die Kleinen nichts zu lachen: Der vierjährige Texaner Joshua Garcia hat Krebs. Seine Eltern haben vor Gott das Gelübde abgelegt, Joshua die Haare erst dann wieder schneiden zu lassen, wenn er gesund ist. Inzwischen hat der Kleine eine ansehnliche Matte und wurde deswegen aus seinem Kindergarten gefeuert. Die Vorschulbehörde wies auf die Kleiderordnung hin, die besagt, daß das Haupthaar der Kinder den Kragen erreichen, aber keinesfalls überschreiten darf. Joshua durfte zwar nach ein paar Tagen wieder mitspielen, aber nur so lange, bis über seinen Fall, der die Züge eines Grundsatzstreits angenommen hat, höchst amtlich entschieden worden ist.

Im westfälischen Münster hat das Verwaltungsgericht ein anderes, ebenso spannendes Grundsatzurteil gefällt. Es entschied, daß kleine Kinder bei Beerdigungen keine Trauerkleider tragen müssen und wies damit den Antrag einer Familie auf Beihilfe nach dem Bundessozialhilfegesetz zum Kauf eines schwarzen Anzugs für den Dreieinhalbjährigen ab. Dabei sollte der Stepke am Grab des Opas nur „dem Ereignis entsprechend“ angezogen sein. Die geizigen Richter fanden jedoch, daß von Kindern dieses Alters nach „herrschenden Lebensgewohnheiten nicht erwartet wird“, daß sie zu einer Trauerfeier in der üblichen Kleidung erscheinen. Es genügt, wenn das Kind ordentliche Alltagssachen trägt. Damit ist auch diese komplizierte Frage endlich beantwortet.

Eine Elfjährige in den USA hat gerade bewiesen, daß sie die Welt der Erwachsenen, so wie sie täglich präsentiert wird, kapiert hat. Sie wollte ein Schulproblem durch einen kleinen Mord lösen. Die minderjährige Killerin hatte der Schulleiterin über eine Klassenkameradin ein Stückchen Kuchen bringen lassen, das sie zuvor mit Rattengift gespickt hatte. Die Sache funktionierte aber nicht. Eine Schülerin petzte und stahl der angehenden Giftmischerin die Show. Karl Wegmann