Aufstand in der Verkehrshölle: Brüggeweg will Senat verklagen

■ Ausschlafen nur noch mit Tabletten möglich/ Unzulässig hohe Lärmwerte

Einen fünfseitigen Brandbrief bekam gestern Bremens Bausenator Konrad Kunick ins Haus geschickt. Absender: Die Nachbargemeinschaft Hemelingen, in der sich Anwohner der Verkehrshölle Brüggeweg und Schlengstraße zusammengefunden haben. In der letzten Bürgerschaftssitzung hatte Kunick den Ankauf der Häuser und die Umsiedlung der Anwohner abgelehnt. Antwort der BI: „Betroffenheit macht sich darüber breit, wie Sie Einwohner zwingen, 10 Jahre, aber vor allem die letzten vier Jahre, in solch einer Umwelt leben müssen. Mit täglich 4 — 4 1/2 Stunden nächtlicher Ruhezeit müssen wir auskommen. Das diktieren uns Senat und Fraktion. Sie zwingen uns sogar dazu, wenn es eine längere Nachruhe geben soll, Beruhigungs-und Schlafmittel zu nehmen.“

In der Tat sind die Lärmwerte im der Wohnstraße selbst nach den Messungen des Senats nicht einmal für ein Gewerbegebiet hinnehmbar. In einer Antwort auf eine CDU-Anfrage wurden die Mittelwerte am Brüggeweg mit 67 dB in der Nacht und gar 76 dB am Tage angegeben. Dabei geht der Senat von 12.160 Autos am Tag aus. Die BI dagegen hat am 4.2. in 20 Stunden 18.134 Autos gezählt. Einschneidende Änderungen sind nicht in Sicht. Vielmehr soll nun erst einmal die GEWOBA für 300.000 Mark den ganzen Bereich zwischen Hastedt und Arbergen untersuchen und nach 18 Monaten Lösungen vorschlagen. Federführend: Der GEWOBA-Chef Eberhard Kulenkampff, der sich bereits als Senatsdirektor im Bauressort vergeblich an einer Verkehrslösung versucht hatte.

Doch darauf wollen die Hemelinger nicht mehr warten. Sie haben einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen beauftragt und sind entschlossen, das Verwaltungsgericht anzurufen. Erstes Urteil des Anwaltes: „Die Situation ist bereits nach Aktenlage erschütternd.“ Der Anwalt hat bereits seine Erfahrungen mit solchen Prozessen gegen die Stadtgemeinde Bremen. Er vertrat auch Bürger aus Grolland, die vor dem Verwaltungsgericht mit Erfolg gegen den Ausbau der Norderländer Straße von einer „Wohnsammelstraße“ zu einer breiten Durchgangsstraße geklagt hatten.

Wenn sich auch die HemelingerInnen mit ihrer Klage durchsetzen, bekommt es der Senat mit mächtigeren Gegnern zu tun. Dann sind das Mercedes-Werk und die anderen großen Betriebe, die den Brüggeweg als Firmenzufahrt nutzen, von der Autobahn A1 abgeschnitten. hbk