Boas von Schlangen-Freaks geklaut?

■ Von den sechs Boas, die aus dem Zoo gestohlen wurden, fehlt noch immer jede Spur

Berlin. Von den sechs Madagaskar-Hundskopfboas, die am vergangenen Samstag aus dem Berliner Zoo geklaut wurden, fehlt noch immer jede Spur. Wie berichtet, waren die Würgeschlangen, die zwischen ein und anderthalb Meter lang und zwei Kilo schwer sind, während der regulären Öffnungszeit aus dem Aquarium entwendet worden. Die Täter hatten sich vermutlich mit Arbeitskitteln als Wärter getarnt, die Rückseite des Terrariums aufgebrochen und die Tiere dann in einem Sack von dannen geschleppt.

Der Sprecher des Zoos, Reinhard, vermutet die Diebe in Kreisen »verrückter Schlagenliebhaber«, von denen es in Berlin sehr viele gebe. »Auf die Idee, die sehr langweilig aussehenden Hundskopfboas zu stehlen, können nur Leute kommen, die total erpicht darauf sind, ihre Schlangensammlung zu vervollständigen«, glaubt der Zoosprecher. Er hofft jetzt darauf, daß die Diebe ihren exotischen neuen Besitz nicht lange geheimhalten werden: »Das ist doch das gleiche psychologische Phänomen wie bei den Briefmarkensammlern. Wenn die eine besonders seltene, teure Marke erstanden haben, ertragen sie es auch nicht, wenn die Marke nur im Tresor liegt und von niemandem bewundert wird.« Irgendwann könnten die Diebe nicht mehr an sich halten und zeigten sie jemandem, vermutet Reinhard.

Auch der Leiter des Aquariums, Lange, hofft, daß den Dieben von anderen »Schlangen-Freaks« auf die Finger geklopft wird. »Auf diesem Wege haben wir 1978 schon einmal ein ganzes Terrarium mit Fröschen zurückbekommen, das von einem Froschliebhaber entwendet worden war«, erinnert sich Lange.

Die Madagaskar-Hundskopfboas sind vom Aussterben bedroht. Sie gelten als besonders schützenswert und werden auf der Liste 1 des Washingtoner Artenschutzabkommens geführt, das den Fang in freier Natur und den Handel verbietet. Der Berliner Zoo verdankte seine sechs Boas dem Zoll, der die Tiere 1987 bei einer illegalen Einführaktion beschlagnahmt hatte. plu