: Zola und die Katzen
■ Comeback nach sieben Jahren/ Die Läuferin Zola Budd (24) will nur noch für Südafrika starten PRESS-SCHLAG
Sieben Jahre ist es inzwischen her, da stolperte sie während des olympischen 3.000-Meter-Laufes in Los Angeles in die Hacken der mitfavorisierten nordamerikanischen Konkurrentin Mary Decker. Die Doppelweltmeisterin von 1983 schied aus, die Barfußläuferin Budd lief als letzte ins Ziel. 17 Jahre alt war sie damals — ein 43 Kilo leichtes, 1,58 Meter kleines Mädchen, das für Großbritannien startete, aber aus Südafrika stammte. Um dem Sportboykott gegen ihr Heimatland zu umgehen, hatte man einen britischen Großvater für das Lauftalent ausgekramt. Sieben Jahre später, sieben Kilo schwerer und acht Zentimeter größer, versuchte Zola Budd Pieterse nun im heimischen Südafrika ein erfolgreiches Comeback.
Über 3.000 Meter schlug sie die südafrikanische Favoritin Elana Meyer. Mit 8:42.26 blieb Zola Budd dabei zwar um fünf Sekunden über ihrem sieben Jahre alten Rekord, aber das sportfanatische Südafrika gerät bereits ins Schwärmen. „Zola hat die Kraft für neue Weltrekorde“, glaubt die Tageszeitung 'The Star‘. Der Sportwissenschaftler Tim Noakes aus Kapstadt macht seinen Landsleuten Hoffnung: „Mit 24 Jahren hat sie ihr körperliches Leistungszenit noch nicht erreicht.“
Die Fangemeinde in ihrem lange vom Sportboykott geplagten Heimatland ist begeistert, denn Zola Budd Pieterse will bei internationalen Wettkämpfen nicht mehr das britische, sondern nur noch das südafrikanische Trikot überziehen. Noch aber halten die internationalen Sportverbände den Boykott aufrecht. Es ist mehr als unsicher, ob Südafrika schon bei den in 18 Monaten stattfindenden Olympischen Sommerspielen in Barcelona antreten kann. 1996 aber, da sind sich die Sportfunktionäre am Kap der Guten Hoffnung sicher, wird die Nation dabei sein — und ihre Medaillenhoffnungen auf Zola Budd Pieterse setzen.
Das scheint zwar als weithergeholte Zukunftsmusik, doch dämpfen kann dies den Elan der Südafrikaner nicht. Über 10.000 Meter und im Marathon, da sind sich die Auguren am Kap sicher, hat Zola Budd auch dann noch Medaillenchancen. Die Läuferin selbst ist weitaus zurückhaltender, spekuliert aber dennoch: „Es wäre toll, unter 25.000 Teilnehmern beim Londoner Marathon zu sein.“
Sollte sich die Langstreckenläuferin tatsächlich wieder einmal als so gut wie unschlagbar erweisen, brauchen zukünftige Konkurrentinnen vielleicht dennoch nicht zu zittern: Südafrika fragt sich gegenwärtig sorgenvoll, ob die Katzenallergie, die Zola Budd Pieterse befallen hat, womöglich eine Gefahr für ihre zweite Karriere darstellen könnte. Willi Germund
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