Ratten und Rasenmäher

■ Eine Sprachkritik an den Worten der Kriegsberichter: Beispiele aus der Tickerflut der Nachrichtenagenturen

Berlin (taz) — Wir wissen, daß sie zu Zynismus neigen, die — vorwiegend männlichen — Kriegsberichterstatter. Wir wissen nicht, ob sie dabei ihre Worte bewußt setzen oder ob sie ihnen nur „unterlaufen“. Aber uns sollten sie nicht unterlaufen, wir sollten sie nicht übergehen, denn sie sind prägend für die Welt der Medien und die Medien der Welt.

Oder ist es etwa nur ein Zufall, wenn beispielsweise die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press ('ap‘) den Ausspruch eines Pentagonvertreters zur Zwischenüberschrift nutzt: „Tausende kommen aus ihren Löchern“? Mögen irakische Soldaten in vielen Fällen brutal, fanatisiert, mörderisch sein: Menschen sind sie doch.

Die Tradition, Gegnern das Menschsein abzusprechen, indem man sie offen oder indirekt für Ratten und Geschmeiß ausgibt, ist in unserem Land lang und blutig. Hitler und Goebbels haben diese Klaviatur bestens beherrscht. Ähnlich suggestiv schleicht sich der Titel einer anderen 'ap‘-Meldung in Augen und Ohren: „Ein Problem der Offensive: Zuviele Gefangene“. Möchten Sie lieber mehr Tote, meine Herren? Wenn in der Sprache des Krieges Menschen zu Ratten und blutige Gefechte zu sportlichen Wettkämpfen werden, dann hat das auch den schnell durchschaubaren Zweck, die Ausmaße des Krieges um ihre emotionale Dimension zu verkürzen und damit handlich zu machen.

Nochmal einige Beispiele aus der Tickerflut: „Rasenmäherbomben“, das klingt doch richtig traulich nach Heim und Herd. Gemeint sind Bombardements, die nichts als verbrannte Erde zurücklassen. Einen „Rekord“ sei die alliierte Luftwaffe mit 1.200 Einsätzen geflogen, meldet sportlich und flott die französische Agentur 'afp‘. Und schließlich die krönenden Worte aus dem Pentagon, das bekanntlich ja nur ein kämpferisches Fußballturnier initiiert hat: „Dies ist das Endspiel“. usche