Irakis fliehen aus Kuwait Bush beharrt auf Kapitulation

■ Saddams Soldaten haben mit der Räumung des Emirats begonnen/ Doch Kämpfe in Kuwait und im Irak gehen weiter/ Iraks Botschafter: „Wir haben die Resolution 660 voll akzeptiert“

Riad/Washington (dpa/ap/afp/taz) — Iraks Präsident Saddam Hussein hat die Schlacht um Kuwait gestern verloren gegeben und mit der Räumung des vor knapp sieben Monaten besetzten Ölemirats begonnen. Die Offensive der Alliierten ging aber mit unverminderter Härte tief in den Irak hinein weiter, auch in Kuwait dauerten die heftigen Kämpfe nach amerikanischen Angaben an. US-General Neal erklärte gestern nachmittag, die Militäroperationen würden in 24 bis 48 Stunden beendet sein.

Nach einer Unterbrechung am frühen Dienstag morgen nahm der UNO-Sicherheitsrat in New York gestern mittag seine Sitzung hinter verschlossenen Türen wieder auf. Auf die Frage, ob Bagdad alle zwölf UNO-Resolutionen anerkennen werde, erklärte der irakische Botschafter vor Beginn der Beratungen gegenüber Journalisten: „Wir haben die Resolution 660 voll akzeptiert. Die anderen Resolutionen sind zum Teil ungültig, zum Teil werden sie unterschiedlich interpretiert. Irak fordert einen Waffenstillstand und anschließende Verhandlungen, unter anderem über diese Resolutionen.“

US-Präsident George Bush lehnte die von Moskau erhobene Forderung nach einer Feuerpause ab und betonte, es handle sich nicht um einen Rückzug der Iraker, sondern um ein Zurückweichen der geschlagenen Truppen Saddams. Die vom irakischen Präsidenten in der Nacht zum Dienstag über Radio Bagdad verbreitete Rede bezeichnete er als „empörend“.

Nach seinen Worten könne der Krieg beendet werden, wenn die irakischen Truppen ihre Waffen niederlegten. Auf sich zurückziehende, unbewaffnete Iraker werde nicht geschossen. Ansonsten gelte, daß die Koalition den Krieg mit unverminderter Härte fortsetze. Bush hielt Saddam entgegen, nicht den Anspruch auf Kuwait zu widerrufen und auch nicht die UNO-Resolutionen zu akzeptieren. Großbritannien und Frankreich schlossen sich dem an.

Saddam hatte in der Nacht zum Dienstag in einer Ansprache über Radio Bagdad den Rückzug seiner Truppen aus Kuwait angekündigt. Da die irakischen Streitkräfte über fünf Wochen der Allianz von über 30 Ländern getrotzt hätten, seien sie siegreich geblieben. Saddam machte auch klar, daß er seinen grundsätzlichen Anspruch auf Kuwait nicht aufgegeben hat.

Die Sowjetunion, die von dem irakischen Außenminister Tarik Asis über den Inhalt der Rede Saddams informiert wurde, plädierte für eine Feuerpause, um den Irakern einen geordneten Rückzug zu ermöglichen. Angesichts seiner bislang nicht erfolgreichen Bemühungen um einen Frieden bezeichnete der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow die Beziehungen Moskaus zu den USA als „noch brüchig“. Er wies seinen UNO-Botschafter Juli Woronzow an, eine „unverzügliche Erörterung der irakischen Erklärung zum Truppenabzug im Sicherheitsrat durchzusetzen“.

Die irakische Armee hat auf ganzer Front den Rückzug angetreten. Das berichtete gestern nachmittag das US-Oberkommando in Riad. 21 irakische Divisionen seien „vernichtet oder kampfunfähig gemacht“ worden. Über 30.000 Iraker befänden sich in Kriegsgefangenschaft. Der Irak warf den Alliierten gleichzeitig vor, den Abzug aus Kuwait zu verhindern.

Auch die Bomben im Irak fallen weiter. Französische Jagdflugzeuge griffen Flughäfen und andere strategische Stellungen an. Die Alliierten sollen bereits bis zum Euphrat vorgestoßen sein, meldete die US-Fernsehgesellschaft CNN. Damit ist der irakischen Eliteeinheit der Rückzug abgeschnitten. Es hätte „Feindberührung“ mit den Republikanischen Garden gegeben, und man wolle deren Rückzug nach Bagdad verhindern, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.

In Kuwait-City soll sich kein irakischer Soldat mehr befinden. Das berichtete ein kuwaitischer Oberst in einem Telefongespräch aus der Stadt selbst. Diese Meldung wurde vom kuwaitischen Informationsminister Hassan el Sanad bestätigt. Die Iraker hätten bereits Montag abend die Flucht angetreten, die Kuwaitis feierten in den Straßen. SEITEN 2 UND 3