Kein Geld verschenken

■ Das Bremer Sozialhilfe-Telefon berät

Wenn jetzt die Post den Anschluß 19702 noch hinkriegt, kann Bremens “Sozialhilfe-Telefon“ loslegen. Weil nur etwa die Hälfte der Berechtigten überhaupt ihr Recht auf Sozialhilfe oder auf Zuschüsse wahrnehmen und viele aus Angst oder Scham erst gar keine Anträge stellen, fehlt immer mehr Menschen auch in Bremen das Geld, um das Nötigste bezahlen zu können. Mit monatlich wechselnden Ansagetexten wird das Sozialhilfe-Telefon ab sofort Mut machen, Anträge zu stellen, Bescheide prüfen zu lassen.

„Wir wollen die erreichen, die sich gar nicht vorzustellen wagen, daß sie bereits unterhalb der Sozialhilfegrenze leben“, erkläre Berndt Korten vom Arbeitslosenzentrum Tenever das Projekt, „Einzelfallberatungen kann das natürlich nicht ersetzen, aber Hemmschwellen abbauen.“ Der Öko-Fonds der Grünen, die Angestellten-Kammer, die Evangelische Kirche und mit Chance auch das Sozialressort teilen sich die Kosten für die 9.000-Mark- Telefon-Maschine, die mehrere Anrufe gleichzeitig bedienen kann.

Jeden Monat soll es neue Informationen geben, die Einzelfallberatungen ergänzen. Im März erfährt man, wer ein Recht auf Sozialhilfe hat: Auch die Rentnerin mit 1.000 Mark Rente und Wohngeld, und „garantiert jede alleinerziehende Verkäuferin mit zwei Kindern“, so Korte.

Viele wissen gar nicht, daß sie monatlich einen oder mehrere Hunderter dazubekommen könnten. Wer weiß schon, daß — in Bremen - Eltern und Kinder bei der Sozialhilfe-Berechnung nicht füreinander „herangezogen“ werden, solange kein Heimaufenthalt ins Haus steht? Wer weiß, daß Rückzahlungs-Vereinbarungen für Sozi-Darlehen rechtswidrig sind? Auch darüber, wie man an Kleider, Haushaltsgeräte und Weihnachts-Beihilfen kommen kann, wird das Sozialhilfe-Telefon informieren. „In Kattenturm sind ein Drittel der Haushalte verschuldet, viele geraten jetzt durch die Steuererhöhungen in den Ruin“, erklärte die grüne Mitarbeiterin Karoline Linnert, „wenn sie rechtzeitig Beihilfen bekommen hätten, wären vielleicht viele Ratenverträge unnötig gewesen.“ S.P.