Auch Babcock-Borsig baut in Berlin ab

■ Die Deutsche Babcock-Borsig will von 1.900 Arbeitsplätzen 300 abbauen/ Durch fehlende Berlinförderung droht das Unternehmen in rote Zahlen zu rutschen/ Dafür Investitionen im Osten

Berlin. Einen erheblichen Personalabbau kündigte die Deutsche Babcock-Borsig AG Berlin an. Wie der Vorstandsvorsitzende der Oberhausener Muttergesellschaft Deutsche Babcok AG, Jörg Schill, gestern erklärte, zwinge der Abbau der Berlinförderung das Unternehmen zu diesem Schritt.

Von den derzeit 1.910 Beschäftigten würden im Laufe dieses Jahres 300 ihren Arbeitsplatz verlieren. Zum Ausgleich soll der Standort Berlin umstrukturiert werden. Das Unternehmen will hier höherwertige Produktionen ansiedeln und in den neuen Bundesländern in Fusionsprojekte investieren. Zudem will die Babcock-Borsig von dem ehemaligen VEB Bergmann-Borsig in Pankow das Namensrecht wiederhaben, das nach 1945 widerrechtlich enteignet worden sei.

Ohne die Berlinförderung hätte das Unternehmen im Geschäftsjahr 1989/90 kein Plus von acht Millionen erwirtschaftet, sondern, wie Schill sagte, ein Minus von zwei Millionen in den Büchern stehen. Der Vorstandsvorsitzende erklärte, daß die Berlinsubventionen nicht, wie in Bonn beschlossen, abrupt, sondern nur in einem kalkulier- und überschaubaren Prozeß gestrichen werden können. Altaufträge dürften vom Abbau der Hersteller- und Abnahmepräferenz überhaupt nicht betroffen sein. Würden diese einbezogen, dann würde das für die Deutsche Babcock AG bedeuten, daß aus den für das Geschäftsjahr 1990/91 errechneten Gewinnen von 15 Millionen DM ein »plus-minus-null« werden würde.

Für die Gewerkschaft IG Metall ist der Arbeitsplätzeabbau bei Babcock-Borsig keine Überraschung. Eine Zahl von 323 Kündigungen war in ihrer im Februar vorgelegten Dokumentation über die Zukunft der Berliner Metall- und Elektroindustrie bereits enthalten. Insgesamt, errechnete die Gewerkschaft, werde die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Industriebereich und in diesem Jahr um rund 4.800 sinken.

Die Arbeitslosenzahlen von derzeit 92.500 im Westteil der Stadt werden, mitverantwortet durch die Streichung der Berlinsubventionen, kräftig steigen. In Ost-Berlin sind zur Zeit 71.900 Personen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Quote von 10,1 Prozent.

Der gefährdete Produktionsstandort war gestern ein Thema der Besprechung von DGB und SPD. Die Gesprächspartner Bretz und Staffelt verurteilten die Bonner Steuerpläne und forderten für Berlin die Erarbeitung eines Wirtschaftsförderungsgesetzes. aku