Dividende für Energiesparen einsetzen

■ Umweltinitiativen fordern: Die Bewag-Aktionäre dürfen nicht am wachsenden Stromverbrauch verdienen/ Um den Treibhauseffekt zu verhindern: Eine Obergrenze für den Stromverbrauch

Berlin. Berlins Umweltinitiativen schreien auf: Der steigende Stromverbrauch in Berlin sei alarmierend. Fachleute würden seit Jahren warnen, daß sich selbst bei nicht steigendem Verbrauch die Erdatmosphäre weiter erwärme. Die Berliner Energieversorgungs AG (Bewag) dürfe deshalb ihre Gewinne nicht — wie sie gestern ankündigte — unter ihren Aktionären aufteilen, sondern müsse sie in energiesparende Maßnahmen investieren. Die Bewag hatte gestern bekanntgegeben, daß der Stromverbrauch von 1989 auf 1990 wiederum um über vier Prozent angestiegen ist.

Vertreter des Energiepolitischen Ratschlages, ein Verband von dreizehn Umweltinitiativen, fordern, daß der Senat sofort eine absolute Obergrenze für den Stromverbrauch in Berlin festlegt. Ein Energiekonzept müsse den Verbrauch schrittweise — aber deutlich — reduzieren. Hierfür sollten mindestens die im vergangenen Jahr beschlossenen Vorgaben der Klima-Enque'te- Kommission des Bundestages gelten. Danach soll die Kohlendioxid- Emmission in den Altbundesländern bis zum Jahr 2005 um 30 Prozent, bis 2020 um 50 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent gesenkt werden.

Wenn die Erdatmosphäre sich bis ins Jahr 2100 nicht um mehr als zwei Grad Celsius aufwärmen soll, dürfen nach Angaben des Energiepolitischen Ratschlages maximal 300 Millarden Tonnen Kohlenstoff verbrannt werden. Bei dem derzeitigen Weltenergieverbrauch wäre diese Menge bereits im Jahr 2042 erreicht. Berlin hätte sein »Budget« von 200 Millionen Tonnen (entspricht 342 Millionen Steinkohleeinheiten) sogar schon in 25 Jahren verballert. Im Jahre 2016 müßte in der Hauptstadt jede Verbrennung gestoppt und dürfte kein Strom mehr verbraucht werden, der durch Verbrennung hergestellt worden ist, mahnte gestern Hartwig Berger von der Alternativen Liste.

Marianne Weno vom BUND forderte, daß auch in den kommenden Jahren der Stromverbrauch in öffentlichen Gebäuden um dreieinhalb Prozent pro Jahr gesenkt wird. Für dieses Jahr habe die damalige rot- grüne Regierung die Senkung verfügt. Der Energieverbrauch der Verwaltungen würde damit bis zum Jahr 2010 halbiert. Weno drängte darauf, daß die SPD/CDU-Koalition unbedingt das Energiespargesetz umsetzen müsse. Danach würden auch die umweltschützenden Maßnahmen gefördert, die über die üblichen Vorschriften hinausgehen. Der Konzessionsvertrag für die Bewag, der 1994 endet, müsse aus dem gewinnorientierten Energiebetrieb ein Dienstleistungsbetrieb machen, dem es nicht um immer mehr Energieverkauf gehe, sondern um Energiesparen. Strom solle in den Spitzenzeiten am teuersten sein, damit Energie gleichmäßiger verbraucht werde und dadurch teure Kraftwerksreserven unnötig würden. Dirk Wildt