Manhattan in Hellersdorf

■ Wettbewerb entschieden: Dreimal Empire State Building en miniature am U-Bahnhof Hellersdorf/ Bausenator lobt private Wohnungsbauer

Berlin. »Da, wo Hochhäuser passend und durchsetzbar sind, wollen wir auch welche bauen«, meinte Bausenator Nagel gestern anläßlich einer Ausstellungseröffnung in der Ostberliner Wallstraße. Und passend erschienen ihm — respektive der Fachjury — besagte Hochhäuser im östlichen Hellersdorf, Berlins zweitgrößter Trabantenstadt. Die Jury zeichnete im Rahmen eines Ideenwettbewerbs den Entwurf der ArchitektInnen Andreas Brandt, Rudolph Böttcher und Liliana Villanueva für das Hellersdorfer Zentrum aus. Einen viereckigen Platz umringen drei Miniaturausgaben des Empire-State- Buildings (nur 95 Meter hoch statt 380 Meter, wie das New Yorker Original). Zwischen den drei Mini-Wolkenkratzern soll eine »innerstädtische Mischung« entstehen: vier- bis sechsgeschossige Gebäude, enge Gassen und kleine Plätze. Einzelhandelsgeschäfte, Supermärkte, Büchereien, ein Rathaus, ein Finanzamt, ein Hotel, Restaurants, Kinos und ein Stadtbad sowie 750 Wohnungen sollen Hellersdorfs neue Mitte bilden. Die elfköpfige Jury entschied sich einstimmig für diesen Entwurf, insgesamt wurden 61 Vorschläge eingereicht. »Wir wollen ein Zentrum mit Aufenthaltscharakter, damit die Hellersdorfer nicht mehr ins Berliner Zentrum fahren müssen«, meinte der Sprecher der Jury, der Architekt Jürgen Sawade.

Das Ensemble, direkt am U-Bahnhof Hellersdorf gelegen, soll Anfang 1992 in Bau gehen und binnen dreier Jahre fertig werden. Für das landeseigene, unbebaute, Grundstück soll es außerdem einen Investorenwettbewerb geben. Erst dann könne man etwas über die Kosten sagen, erklärte Nagel. Alles außer dem Wohnungsbau und der notwendigen Infrastruktur solle mit privatem Geld gebaut werden. Nagel freute sich, für diesen Wettbewerb nun auch offiziell die Federführung haben zu dürfen, nachdem die Senatsbauverwaltung diese »informell« schon vorher gehabt habe. Außerdem freute sich Nagel besonders über die Teilnahme von Ostlern und Frauen an diesem Ideenwettbewerb.

Nagel stellte bei dieser Gelegenheit zwei weitere Wettbewerbsergebnisse für Wohnungsbau vor: So entstehen ab Ende dieses Jahres am Weddinger Augustenplatz 85 Wohnungen für StudentInnen, Bauherr ist das Studentenwerk. Ab Frühjahr 1992 werden in den Spandauer »Klosterbüschen« 160 Wohnungen gebaut, größtenteils im Sozialen Wohnungsbau und teils als Einfamilienhäuser. Weitere acht Wettbewerbe für den Wohnungsbau seien in Vorbereitung, davon sieben im Westteil der Stadt, sagte Nagel. Zwölf weitere Wettbewerbe für insgesamt 4.400 Wohnungen sind in Planung, neun davon im Ostteil Berlins. »Nur gemeinsam mit allen städtischen und privaten Wohnungsbaugesellschaften ist das Ziel von 80.000 bis 100.000 neuen Wohnungen in dieser Legislaturperiode realisierbar«, sagte Nagel. esch

Die Ausstellung, in der auch die übrigen Entwürfe besichtigt werden können, befindet sich in der Bauinformation, Berlin-Mitte, Wallstraße 27, U-Bahnhof Märkisches Museum. Sie ist vom 1. bis zum 13. März werktags von 14.-18.00 Uhr, mittwochs und freitags bis 20.00 Uhr geöffnet.