Große CSFR-Privatisierung VW auch an BAZ interessiert

■ 4.500 Betriebe betroffen/ GM baut wahrscheinlich in Österreich

Prag (ap/dpa/taz) — Das tschechoslowakische Parlament hat mit 157 zu 24 Stimmen die Privatisierung der gesamten Industrie beschlossen. Das Gesetz tritt am 1. April in Kraft. Der stellvertretende Finanzminister Dusan Triska bezeichnete es in einem Interview als „den radikalen Versuch, die in staatlichem Besitz befindlichen Betriebe loszuwerden und den einzigen Weg, dieses große Problem zu lösen“.

Bis zum Jahresende sollen 4.500 tschechoslowakische Industriebetriebe mit einem Gesamtwert von schätzungsweise 3.500 Milliarden Kronen (rund 200 Milliarden Mark) einheimischen oder ausländischen Investoren angeboten werden, sagte Triska. Bereits am Donnerstag hatte das Parlament beschlossen, enteignete Unternehmen wieder an ihre ursprünglichen Eigentümer oder deren Nachkommen zurückzugeben, sofern diese Ansprüche geltend machen. An den anderen Betrieben soll die Bevölkerung in einem komplizierten Verfahren mit Anteilscheinen, sogenannten Kupons, beteiligt werden. Es werde sich dabei um eine finanzielle Transaktion in der CSFR bisher nicht gekannten Ausmaßes handeln, sagte Triska.

Derweil will VW, Europas größter Automobilhersteller, auch bei dem slowakischen Zulieferer für die Automobilindustrie BAZ einsteigen, nachdem der Konzern bereits den Zuschlag für den Pkw-Hersteller Skoda erhalten hat. Zu einem entsprechenden Bericht der Tageszeitung des regierenden Bürgerforums, 'Obcansky Denik‘, sagte VW am Mittwoch, man sei an einer Zusammenarbeit mit BAZ interessiert. Über einen Zuschlag seitens der slowakischen Regierung wäre der Vorstand froh.

Neben Getrieben, die BAZ an Skoda liefert, wolle das Unternehmen auch Autos des Wolfsburger Konzerns produzieren. Diese würden auch unter dem Markenzeichen VW vermarktet werden, sagte der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar am Dienstag. Am 5. März wolle die Regierung in Bratislava (Preßburg) ihre endgültige Entscheidung über einen VW-Einstieg fällen, hieß es.

Der US-Konzern General Motors (GM, „Opel“), der zunächst BAZ seine Partnerschaft zugesagt hatte, wolle laut Zeitungsbericht wegen großer bürokratischer Hindernisse keinen Vertrag unterzeichnen. Der GM-Repräsentant für die CSFR, der ehemalige Außenhandelsminister Andrej Barcak, sagte, GM werde nicht mit BAZ zusammenarbeiten, da die slowakische Regierung einige Probleme, die der Vertragsunterzeichnung im Wege standen, nicht beseitigt habe. GM wird nun wahrscheinlich in Österreich bauen.