In der alten Heimat unerwünscht

300 salvadorianische Flüchtlinge, die aus Nicaragua zurückkehren wollen, sitzen an der honduranischen Grenze fest/ Für El Salvadors Regierung sind es alles verkleidete Guerilleros  ■ Aus Managua Ralf Leonhard

Die Rückkehr von fast 300 salvadorianischen Flüchtlingen aus Nicaragua in ihre Heimat ist zunächst an der nicaraguanisch-honduranischen Grenze geendet. Ohne grünes Licht der salvadorianischen Behörden wollten die nicaraguanischen Grenzbeamten die Heimkehrer nicht aus- und die honduranischen sie nicht einreisen lassen. Am Dienstag glich das Lager im Grenzort El Espino einem mobilen Bauernhof. Die Kühe, Hühner und Truthähne waren genauso auf die Fahrt mitgekommen wie der Traktor und eine gigantische Erntemaschine.

Montag früh hatte sich eine Karawane von neuen Bussen, sechs Lastwagen und zwei Schleppern aus Managua Richtung Norden in Bewegung gesetzt. Wenn die Grenzbeamten stur bleiben, so entschied das Repatriierungskomitee, dann wird der Übergang blockiert.

Seit Dezember bemühen sich die Flüchtlinge um ihre Repatriierung, die im Rahmen des zentralamerikanischen Friedensplanes Esquipulas II allen offensteht. Doch das UNO- Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR), das das Unternehmen finanzieren und begleiten sollte, machte nicht mit. Das UNHCR, so stellte Nicaragua-Repräsentant Walter Irvine klar, kann nicht agieren, solange die betroffenen Regierungen ihr Einverständnis nicht geben. Ein Gespräch mit Vertretern der betroffenen Regierungen am 8.Februar habe kein Ergebnis gebracht, eine Lösung stehe jedoch bevor.

Die Flüchtlinge, die bisher in einer Genossenschaft namens „Omar Torrijos“ in der Nähe von León, 80 Kilometer westlich von Managua, gelebt hatten, haben mit Unterstützung ausländischer Organisationen ein Landgut in El Salvador erwerben können. Die 70 Hektar große Hacienda El Jicaron liegt bei Aguilares, rund 30 Kilometer nördlich von San Salvador, wo vor 20 Jahren die Befreiungstheologie den Keim für den Widerstand gegen die Militärdiktatur gesät hatte. Die Heimkehrerbewegung hat sich den Namen „Comite Rutilio Grande“ gegeben, nach dem 1977 von Militärs ermordeten Jesuitenpater.

„Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Wir wollen nach Hause“, erläutert Freddy Rosales, einer der Organisatoren. Zwar herrsche nach wie vor Repression in El Salvador, die Auslöschung einer ganzen Campesino- Familie im Januar und die Ermordung zweier Kandidaten einer Linkspartei seinen Beweis dafür, doch sei auch die Wirtschaftslage und die Sicherheitssitiuation in Nicaragua immer schwieriger. Unter der konservativen Regierung Chamorro häufen sich Hetzkampagnen gegen Exilsalvadorianer, die allesamt verdächtigt werden, der FMLN-Guerilla anzugehören.

Nachdem weder die salvadorianische Regierung noch die UNHCR die Heimkehr unterstützen, ließen sich 140 Flüchtlinge am 27.Januar in der Monsenor-Lezcano-Kirche in Managua nieder, um eine Lösung zu erzwingen. Weder die salvadorianische Botschaft noch die UNHCR waren bereit, 25 Flüchtlingen, die keinerlei Identitätsnachweis haben, die für den Grenzübertritt erforderlichen Dokumente auszustellen. Außerdem verweigerte die salvadorianische Regierung unter Hinweis auf bürokratische Probleme die Genehmigung für die kollektive Rückkehr. Nach mehr als zwei Monaten vergeblicher Interventionen verloren die Salvadorianer die Geduld. Sie charterten ein paar Fahrzeuge und setzten sich in Bewegung.

Für die rechtsextreme Regierung Christiani sind die Heimkehrer, die seinerzeit vor den schonungslosen Anti-Guerilla-Feldzügen der Armee geflüchtet waren, allesamt verkleidete Guerilleros. Das christliche Vertriebenenhilfskomitee CRIPDES, das die Aktion von San Salvador aus unterstützt, gilt als Frontorganisation der FMLN. Siedlungen von Repatriierten in den Kriegszonen werden immer wieder von der Armee attackiert. Ohne Passierschein der Militärs darf keiner hinaus oder hinein, Lebensmitteltransporte werden regelmäßig abgefangen. Dennoch sind in den letzten Jahren fast alle Flüchtlinge aus Honduras heimgekehrt. Und auch die Exilgruppen in Costa Rica, Panama und Nicaragua bemühen sich um Rückkehr.