Metaller-Proteste weiten sich aus

■ Tarifverhandlungen der IG Metall Thüringen weiter ohne Ergebnis/ Rostocker und Schweriner Verkehrsknotenpunkte wurden blockiert/ Proteste in der gesamten abgewickelten Republik

Nordhausen. Kein Angebot legten die Arbeitgeber auch in der fünften Tarifverhandlung mit der IG Metall Thüringen vor, die am Donnerstag in Nordhausen zu Ende ging. Die Gewerkschaft hatte für die rund 250.000 Beschäftigten der thüringischen Metall- und Elektroindustrie erneut eine möglichst schnelle Übernahme der hessischen Tariflöhne und -gehälter verlangt. Nach ihrer Ansicht seien 1991 rund zwei Drittel der westlichen Einkommen zu erreichen.

IG-Metall-Bezirksvorsitzender Karl Kronawitter warf dem Arbeitgeberverband Unbeweglichkeit vor. Zu Beginn der Gespräche hatten Nordhausener Metallarbeiter den Arbeitgebervertretern einen Korb mit einem Kohlkopf und leerem Portemonnaie überreicht, der die Notwendigkeit höherer Einkommmen unterstreichen sollte.

Nächster Verhandlungstermin ist der 6. März. Die IG Metall hat für diesen Tag Proteste in zahlreichen Betrieben angekündigt.

Rostock. Die Warnstreiks der Beschäftigten der Metall-und Elektroindustrie Mecklenburg-Vorpommerns für sozial gerechte Tarifabschlüsse weiten sich aus. Einstündige Warnstreiks von 4.000 Rostocker Metallern blockierten am Donnerstag morgen zwei der verkehrsreichsten Kreuzungen der Hansestadt.

Die Belegschaften der Neptun- und Warnowwerft sowie der Schiffbauzulieferbetriebe Dieselmotorenwerk und Schiffselektronik bekundeten damit ihren Protest gegen die inzwischen acht ergebnislos verlaufenen Tarifrunden zwischen IG Metall und Arbeitgebern. Die Metaller fordern 65 Prozent der in Schleswig- Holstein gültigen Tarife, die Unternehmerseite erklärte sich bislang nur zu 60 Prozent für Arbeiter und 50Prozent für Angestellte bereit.

Schwerin. Auch im Schweriner Klement-Gottwald-Werk blieben am Vormittag die Maschinen für eine knappe Stunde außer Betrieb. Die Belegschaft blockierte bei ihrem Warnstreik die stark befahrene Fernverkehrsstraße nach Wismar. „Nach Ablaufen des Kündigungsschutzabkommens werden bei uns 341 Arbeitnehmer Ende Juni gekündigt. Auch für sie, gerade für sie müssen wir höhere Löhne fordern, da sonst das Arbeitslosengeld für die Betroffenen sehr gering ausfällt.“, erklärte Betriebsratsvorsitzender Rüdiger Dähn. Das gegenwärtige Arbeitnehmerangebot hält er für unannehmbar.

Nachdem am Mittwoch in Wismar 3.000 Arbeitnehmer der Mathias-Thesen-Werft einen Warnstreik durchführten, haben am Donnerstag in Schwerin, Boizenburg und Rostock in über zehn Betrieben fast 20.000 Arbeitnehmer aus Protest gegen das zu geringe Angebot der Arbeitgeber zwischen einer und sechs Stunden die Arbeit niedergelegt.

Cottbus. Statt des angekündigten Warnstreiks gab es bei ABB Automatisierungsanlagen Cottbus am Donnerstag eine Versammlung der IG Metall. Die Arbeitnehmer des bedeutendsten Elektrounternehmens im Süden Brandenburgs informierten sich über den Stand der Tarifverhandlungen und bekundeten ihre Unterstüzung für die Gewerkschaftsforderungen. Der Betrieb war Mitte Februar von der schwedisch-schweizerischen Unternehmensgruppe Asea Brown Boveri übernommen worden.

Für eine Stunde trat die Belegschaft des Zahnradwerkes Pritzwalk in einen Warnsteik. Von den knapp 1.200 Mitarbeitern des als sanierungsfähig eingestuften Betriebes erhielten bisher 140 ihre Kündigung. Gemeinsam mit Beschäftigten anderer Betriebe wie einer Landtechnik GmbH, der ELG Metall und dem Metallurgieanalagenbau Wittstock demonstrierten sie vor dem Rathaus der Stadt.

Wie Frank Schlabach vom Betriebsrat des Zahnradwerkes informierte, herrsche Empörung darüber, daß die Arbeitgeber noch immer kein Tarifangebot unterbreiteten. Anders als 1989 sei die Stimmung jetzt kämpferisch, „und wenn nicht bald etwas passiert, maschieren wir auch weiter.“ Zugleich solidarisierten sich die Demonstranten mit der Forderung der Kommunen nach solider Finanzausstattung.

Informationsveranstaltungen der IG Metall gab es am Donnerstag auch bei Baumaschinen Welzow und im Textima Wäschereimaschinenbau Forst. In allen drei Unternehmen befindet sich ein erheblicher Teil der Beschäftigten in Null-Kurzarbeit. Entlassungen stehen bevor. adn