Honecker ließ Akten verschwinden

Berlin. Der frühere DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker hat noch zu Amtszeiten Unterlagen, die ihn belasten könnten, verschwinden lassen. In den Beständen des DDR- Zentralarchivs, die mittlerweile vom Bundesarchiv in Koblenz übernommen wurden, sollen sämtliche Regierungsakten über den Mauerbau 1961 fehlen.

Diese Akten seien auf Anweisung Honeckers „lange vor der Wiedervereinigung“ entfernt worden, sagte der Präsident des Bundesarchivs, Friedrich Kahlenberg, der 'Berliner Morgenpost‘ (Sonntags-Ausgabe). Dem Bericht zufolge gilt es als sicher, daß neben den Dokumenten zum Mauerbau auch andere brisante Unterlagen der Honecker-Ära aus den Regierungsarchiven beseitigt wurden. Unklar sei, ob die Akten vernichtet oder versteckt wurden. Kahlenberg erwartet von der Auswertung der DDR-Regierungsakten ein „viel detaillierteres zeitgeschichtliches Bild“ über den anderen deutschen Staat.

Außerordentlich wertvolles Archivgut seien etwa die fast vollständig vorhandenen Protokolle des Ministerrats. Vom Bundesarchiv übernommen wurden neben 60 Kilometern DDR-Akten auch Dokumente aus der Zeit vor 1945. Zwei Drittel der Bestände des früheren Reichsarchivs befanden sich den Angaben zufolge in DDR-Besitz, darunter sämtliche Unterlagen des Reichsinnenministeriums und die Hinterlassenschaft der Reichskanzlei aus den Jahren 1871 bis 1918.

Gefunden wurden zudem Fragmente der Tagebücher von NS-Propagandaminister Josef Goebbels, insbesondere aus der Zeit nach 1941. afp