Vatan Sport gesperrt

■ Spieler schlägt Schiedsrichter / BFV-Gericht verhängt Spielsperre gegen Vatan Sport

Seit Donnerstag letzter Woche hat der türkische Fußballclub „Vatan-Sport“ das Urteil schriftlich. Nach dem Spruch des Verbandssportgerichts des Bremer Fußballverbandes (BFV) darf die A-Jugend bis zum 31. März nicht mehr an Meisterschaftsspielen teilnehmen. Zudem hat das Gericht den siebzehnjährigen Kicker Ali Yalzin für neun Monate gesperrt. Yalzin hatte beim Spiel Vatan gegen FC Mahndorf Anfang Dezember dem Schiedsrichter ins Gesicht geschlagen, nachdem dieser ihm die rote Karte gezeigt hatte. Vatans Rechtsanwalt kritisiert die „drakonische“ Strafe und der Club spricht von Ausländerfeindlichkeit.

Neben den Spielsperren für Yalzin und seinen Club muß Vatan Sport zusätzlich 350 Mark Strafe bezahlen, die in den Statuten des BFV als Höchststrafe für tätliche Angriffe auf Schiedsrichter festgelegt sind. Vatan-Anwalt Horst-Michael von Kummer, der auch Werder Bremen vor dem Sportgericht vertritt, hält die hohe Strafe für „nicht in Ordnung“. Durch die Spielsperre sei der Verein jetzt abstiegsgefährdet, weil nun alle Spiele, die während der Sperrfrist stattfinden, als verloren gelten. Wenn ein Spieler „ausraste“, dürfe das nicht dem ganzen Club angerechnet werden.

Beim Spiel Vatan gegen Mahndorf hatte Schiedsrichter Winfried Behrens einen Elfmeter gegen Vatan verhängt, worauf Yalzin ihn anrempelte. Als der Schiedsrichter die rote Karte zückte, fegte Yalzin ihm mit einem Schlag ins Gesicht die Brille vom Kopf. Daraufhin war der Spielabbruch fällig.

Jugendleiter Tuncay Kurt betont, daß der Verein daraus nun Konsequenzen gezogen habe: „Wenn das nochmal vorkommt, fliegt derjenige sofort aus dem Verein raus.“

Ein Mitglied des Verbandssportsgerichts, erklärt die „harte Bestrafung“ von Vatan Sport so: „Der Verein hat zum dritten Mal hintereinander einen Spielabbruch provoziert. Das ist in der Geschichte des BFV noch nie vorkommen.“ Und eine Vertreterin des Bremer Fußballverbandes: „Angesichts der Vorgeschichte kann von einer Sonderbehandlung des türkischen Clubs gegenüber deutschen Vereinen keine Rede sein.“

Der erste Abbruch: Im Oktober 1989 war der Schiedsrichter des Spiels Vatan gegen ATSV 1860 plötzlich an der Mittellinie zusammengeklappt, weil ihn ein Vatan-Spieler nach einer roten Karte angeblich geschlagen hatte. Die Folge: Spielabbruch. Sina Meffert, die damalige Jugendleiterin von Vatan, meint, keiner ihrer Spieler habe zugeschlagen und der Unparteiische habe den Abbruch provoziert.

Der zweite Abbruch: Beim Spiel gegen den TSV Leeste im Mai 1990 schlug ein Vatan-Spieler — diesmal unbestritten — den Schiedsrichter, was wiederum mit Abbruch geahndet wurde. Sina Meffert meint, daß „die Schiedsrichter manchmal bei Vatan ganz anders pfeifen als bei deutschen Clubs“.

Gegen die Spielsperre für Vatan Sport wird der Verein wahrscheinlich Berufung beim obersten Verbandssportgericht einlegen. Hannes Koch