Krüger duckt sich weg

■ Zur Drogenpolitik des Jugendsenators KOMMENTAR

Die erste drogenpolitische Handlung des neuen Jugendsenators ist richtungsweisend — aber nicht hoffnungsvoll. Krügers Weigerung, den von akzept e. V. organisierten Drogenkongreß unter seine Schirmherrschaft zu stellen, weist in eine bekannte Richtung: auf die alten, ausschließlich auf Strafvervolgung und Rauschgiftbekämpfung orientierten Muster der Drogenpolitik, die ihrerseits nichts an der ständig steigenden Zahl der Drogentoten geändert hat. Dabei könnte Krüger bei der Praktizierung einer liberalen Drogenpolitik durchaus mit Unterstützung aus den eigenen Reihen rechnen: Der Hamburger Bürgermeister und jetzige Bundesratspräsident Henning Voscherau hat sich sogar schon positiv über die Legalisierung harter Drogen geäußert. Doch diese Chance nutzt der Jugendsenator nicht. Statt dessen duckt er sich schon jetzt ängstlich vor den potentiellen Angriffen des Koalitionspartners CDU — und streift sich somit deren ausgelatschten Schuh der undifferenzierten Dämonisierung illegaler Drogen über. Auch Krüger kann nicht leugnen, daß sich der illegale Drogenmarkt trotz repressiver Rauschgiftbekämpfungsmaßnahmen in den letzten Jahren international ausgeweitet hat. Und daß andererseits in Amsterdam mit Einführung einer liberaleren Drogenpolitik die Zahl der Drogentoten erstmals rapide zurückgegangen ist. Doch statt neuen und differenzierteren Ansätzen Raum zu geben, macht sich Krüger lieber die bekannten konservativen Positionen seines Landesdrogenbeauftragten zu eigen. Diese undifferenzierte Haltung mag bequem sein. Für die bereits Abhängigen, aber auch die potentiell Süchtigen ist sie tödlich. »Facit venenum« stellte Paracelsus bereits im 16. Jahrhundert fest, die Dosis macht das Gift. Eine Erkenntnis, gegen die sich der Jugendsenator ob seiner Verantwortung auch im Hinblick auf differenzierte Diskussionen nicht weiter sperren sollte. Martina Habersetzer