Krüger verweigert Schirmherrschaft

■ Drogenkongreß wird vom Jugendsenator nicht unterstützt

Berlin. Der erste Kongreß des Bundesverbandes »für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik« (akzept e. V.) in Berlin kann nicht mit der Unterstützung des amtierenden SPD-Jugendsenators rechnen. Thomas Krüger lehnt die Schirmherrschaft für den Drogenkongreß ab. Begründung: Der Kongreß habe »den Charakter der Bestandsaufnahme der dem akzept e.V. nahestehenden Positionen«, das Programm diffamiere die bundesdeutsche Drogenpolitik als rein repressiv [na so ein Unsinn: Zigaretten, Alk... alles legal! d.K.] und konzentriere sich fast ausschließlich auf die Illegalität der Drogen.

Der Verein akzept e. V. wurde im April letzten Jahres in Bremen von PraktikerInnen, WissenschaftlerInnen und JuristInnen mit der Intention gegründet, die zunehmenden Drogenprobleme auf dem Hintergrund des akzeptierten Drogengebrauchs zu diskutieren und somit das alleingültige Heil nicht mehr in der absoluten Drogenabstinenz zu suchen. Ziel der Vereinsgründung war es, die schon seit Jahren diskutierten Positionen jenseits staatlicher Drogenpolitik zu bündeln, zumal es »trotz ständiger Aufstockung der personellen und materiellen Ressourcen zur ‘Rauschgiftbekämpfung‚ nicht gelingt, den illegalen Drogenmarkt einzudämmen oder gar auszutrocknen«, wie es im Grundsatzprogramm von akzept e. V. heißt.

In ihrer ganzen Breite sollen diese Positionen erstmals auf dem von akzept e. V. oranisierte Kongreß »Leben mit Drogen?« vom 10. bis zum 13. März in Berlin diskutiert werden. Themen sind Substitutionsbehandlung, Erfahrungen von Selbsthilfegruppen, Stand und Entwicklung der HIV-Epidemie bei DrogengebraucherInnen, aber auch Drogenstrafrecht und Verfassung. Zugesagt haben namhafte Kenner der Drogenszene und -politik wie der Hamburger Landesdrogenbeauftragte Horst Bossong, Schlomo Staszewski, Arzt in der Infektionsambulanz des Frankfurter Universitätszentrums für Innere Medizin, aber auch der Fachjournalist Bernd-Georg Thamm, der sich mit seinen liberalen Positionen mittlerweile sogar bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Gehör verschaffen konnte. Bereits im Vorfeld stieß der Kongreß bundesweit auf große Resonanz: Knapp 300 Anmeldungen liegen schon vor, teilnehmen wollen vor allem Richter und Staatsanwälte, zahlreiche Interessierte aus den fünf neuen Bundesländern, Elterninitiativen, Betriebsratsangehörige (von IBM bis zur Stadtreinigung) sowie VertreterInnen aus medizinischen Fachkliniken.

Senator Krüger jedoch hält »angesichts der Polarisierung in der Diskussion der letzten Jahre um die Drogenpolitik« den Dialog zwischen den Exponenten der verschiedenen Positionen für »vordringlich« und lädt stattdessen zu einem Gespräch über die unterschiedlichen Positionen ein. Wer daran teilnimmt, war gestern jedoch nicht zu erfahren. Mit der Teilnahme des Landesdrogenbeauftragten Wolfgang Penkert an der auf dem Kongreß vorgesehenen Podiumsdiskussion will Krüger jedoch zum Ausdruck bringen, daß »nur über den Dialog die Verbesserungen in der Drogenhilfe möglich sind, die wir uns alle wünschen.« maz