„Verheerendster Krieg“ für die Umwelt

■ Drei Millionen Barrel Öl verbrennen täglich/ Feuer auch im Irak/ Gifte in Euphrat und Tigris

Berlin (dpa/taz) — Der Golfkrieg könnte sich nach Einschätzung des Worldwatch-Institutes als der „ökologisch verheerendste“ Krieg der Geschichte herausstellen. In einer Bilanz der Umweltschäden forderte das angesehene Washingtoner Institut eine internationale Säuberungsaktion, die mit dem gleichen Einsatz wie für den Krieg die ökologischen Folgen beseitigen müsse. Die Brände der Ölquellen seien „eine bislang nicht gekannte atmosphärische Katastrophe“.

Nach vorsichtigen Schätzungen verbrennen täglich 2,5 bis drei Millionen Barrel (1 Barrel = 159 Liter) — zweimal soviel wie die kuwaitische Tagesproduktion vor dem Krieg. Auch aus der irakischen Region um Basra werde von Ölfeuern berichtet. Die Rauchwolke erstrecke sich über mehr als 1.600 Kilometer von der Türkei im Norden bis zur Straße von Hormus. Es werde „möglicherweise Jahre dauern, bevor alle Flammen gelöscht sind“, meinte das Worldwatch-Institut.

Nach Schätzungen werden monatlich 765.000 Tonnen Ruß von den derzeit brennenden Quellen und Raffinerien ausgestoßen. Die Luftverschmutzung verursache bereits Erkrankungen der Atemwege in der Region, vor allem in Kuwait City und auch Bahrain. Das Schwefeldioxid in den Wolken werde mit saurem Regen Boden und Ernte schädigen.

Der Rauch enthalte auch giftige und potentiell krebserzeugende Chemikalien, warnte das Umweltinstitut. Die Regierung von Kuwait sollte die Wiederansiedlung von Bürgern in großer Zahl zunächst hinausschieben, bis die meisten Feuer gelöscht sind.

Auch das Klima im Nahen Osten könnte in den nächsten Monaten beeinträchtigt werden. Brennen große Mengen Öl über längere Zeit, befürchten Klimaforscher, könnten so viel Rauch und Ruß produziert werden, daß die Sonneneinstrahlung behindert werde. Die atmosphärische Umweltverschmutzung sei ein „großes ungeplantes Experiment“ in der Region, erklärten die Experten des Instituts. Große Mengen giftiger Stoffe — wie bespielsweise Zyanid und Polychlorierte Biphenyle (PCB) — dürften auch bei der Zerstörung der Raffinerien, petrochemischen Anlagen, Chemiewaffenfabriken und nuklearen Einrichtungen im Irak freigeworden sein, stellte Worldwatch fest.

Die Ölkatastrophe im Persischen Golf ist mit 3,3 Millionen Barrel ausgelaufenem Öl, so offizielle Angaben, vergleichbar mit dem bislang größten Unglück 1979 im Golf von Mexico.

Für die Zukunft forderte das Worldwatch-Institut eine stärkere und angemessenere Konvention als die der UNO von 1978 für den Schutz der Umwelt im Krieg. Wie chemische solle auch ökologische Kriegsführung geächtet und verfolgt werden. ten