„Die Sache ist es wert“

■ Knete für ein alternatives Jugendzentrum AJZ e.V.

Chemnitz (taz) — Die Chemnitzer Stadtverwaltung will Jugendlichen helfen, ein Alternatives Jugendzentrum (AJZ) aufzubauen — ein Treffpunkt für jene, die in den Klubs keine Heimat sehen. Für die Sanierung des Hauses Chemnitztalstraße 111 sind im Haushaltsentwurf des Sanierungsamtes 500.000Mark Fördermittel vorgesehen. „Wir wollen die Jugendlichen nicht kriminalisieren, sondern soweit wie möglich unterstützen“, sagt der stellvertretende Jugendamtsleiter Jochen Köhnke, ein West-Import aus der Partnerstadt Düsseldorf. Und Rainer Voigt, der Leiter des Chemnitzer Sanierungsamtes, sekundiert: „Die Stadt bekennt sich zu diesen Jugendlichen.“ Im vergangenen Oktober räumte die Polizei ein besetztes Haus in der Leipziger Straße. Die Kommune beschaffte Ersatz, die Ex-Besetzer wohnen jetzt in einem stadteigenen Gebäude in der Limbacher Straße. Doch das soll nur ein Provisorium sein, rund 50 Hausbesetzer und andere Alternative gründeten ein AJZ e.V.

Jugendamtleiter Köhnke hält die Jugendlichen für „willens und in der Lage, selbst für sich Lösungen zu finden“. Die Leute haben denn auch — Richtungskämpfen zum trotz — schon konkrete Vorstellungen. Ein Café soll eingerichtet werden, außerdem Büros, Gruppenräume und ein Saal für Konzerte und Ausstellungen. Weitere Ideen sind ein Kinderladen, eine Foto- und Videowerkstatt und eine alternative Bibliothek. Im Dachgeschoß werden acht bis zehn Leute wohnen können. Einziehen wird dürfen, wer dringend ein Dach über dem Kopf braucht.

Zunächst sollen drei ABM- Kräfte im AJZ arbeiten, sagt Mitorganisator Dirk Bachmann. „Fernziel allerdings sind sechs Festangestellte.“ Schon bei der fälligen Sanierung des Hauses sollen die Jugendlichen helfen, sollen den Bauleuten zur Hand gehen. Das Jugendamt hat dafür bereits ABM- Anträge gestellt und will den AJZlern die Verträge anbieten. Köhnke, der früher drei Jahre lang als Sozialarbeiter in der Düssseldorfer Kiefernstraße gejobbt hat, „mag diese Jugendlichen“. Er gibt sich sicher: „Die Sache ist es wert.“

Die Leute vom AJZ e.V. mögen dem Braten indes noch nicht so recht trauen. Denn bis jetzt ist nicht klar, ob der Schmusekurs der Verwaltung auf die Gegenliebe der Stadtverordneten stößt. Am 27.März soll das christdemokratisch dominierte Stadtparlament trotz allgemeiner Finanznot zustimmen. Köhnke ist zuversichtlich: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Politiker eine so gute Sache einfach stoppen.“ og