Rostocker Frauenhaus

■ Auch im Osten Flucht vor Männern

Rostock. „Mit einer Tracht Prügel polierte mein Mann immer öfter sein angekratztes Selbstbewußtsein auf. Wir haben es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten.“ FrauS. ist eine von elf Frauen, die sich mit ihren Kindern vor den „schlagkräftigen Argumenten“ ihrer Ehemänner in eine notdürftige Unterkunft des Rostocker Senats geflüchtet haben.

Ein richtiges Frauenhaus gibt es in der Hansestadt noch nicht, doch Anfang April soll neben Kröpelin und Neubrandenburg nun auch die mit 260.000 Einwohnern größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns eine solche Einrichtung erhalten. Karla Staszak, Gleichstellungsbeauftragte beim Rostocker Oberbürgermeister, verweist auf die Dringlichkeit des Projekts. „Die wenigen Notunterkünfte, die der Senat bereitstellen und finanzieren kann, reichen bei weitem nicht aus. Und fast täglich klopft mindestens eine Betroffene an die Tür der Stadtväter.“

Dabei sei es ein Trugschluß zu glauben, daß nur Frauen aus asozialen Verhältnissen zu ihr kämen, berichtet Frau Staszak. Aufgrund neuer Ängste, die aus Arbeitslosigkeit und sozialer Unsicherheit entstünden, seien Menschen aus den verschiedensten Schichten einfach aggressiver geworden, meist in Verbindung mit Alkohol.

Mehreren Gegenstimmen in der Bürgerschaft — zumeist von männlichen Abgeordneten — zum Trotz ist ein Frauenhaus inzwischen beschlossene Sache. Handwerker und Maler geben einem Gebäude in der Innenstadt gegenwärtig den letzten Schliff. Es soll zunächst 40 Frauen und ebenso vielen Kindern eine vorübergehende Heimstatt bieten können.

Mit dem Projekt werden gleichzeitig etwa elf ABM-Stellen geschaffen. Karla Staszak freut das besonders, denn zumeist seien jene, die Hilfe suchen, auch erwerbslos. Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen würde vielen Frauen geholfen, ihr Selbstwertgefühl wieder aufzubauen, hofft sie. Es sei schon der Kinder wegen wichtig, daß sie nicht resignierten.

Bei der Vorbereitung und Konzipierung des hansestädtischen Frauenhauses kam beratende Hilfe aus anderen Regionen, zum Beispiel aus Rostocks Partnerstadt Bremen. Frauke Kaberka/dpa