: Kongreßzentrum: Planungschaos geht weiter
■ Tiefgarage unter der Bürgerweide soll Parkplatznöte beseitigen / Kosten 40 Millionen / Zufahrt völlig ungeklärt
Seit gut fünf Jahren wird in Bremen ein Kongreßzentrum geplant. Jetzt, ein Jahr bevor das Veranstaltungszentrum fertiggestellt sein soll, wird klar, daß die Verkehrsinfrastruktur um das Kongreßzentrum herum absolut unzureichend ist. Deshalb schlägt der Aufsichtsrat der städtischen Parkplatz GmbH vor, unter der Bürgerweide eine große öffentliche Tiefgarage für 1.000 Autos zu errichten. Das Gremium, Vorsitzender ist Innensenator Peter Sakuth, hat entsprechende Pläne der Geschäftsleitung bereits am 22. Februar abgesegnet. Kostenpunkt: 40 Millionen Mark.
Nachdem der Weser Kurier am Samstag über den Zusammenhang von Kongreßzentrum und Parkgarage berichtet hatte, versuchte der Geschäftsführer der Parkplatz GmbH, Peter Rienäcker, die Pläne in einen anderern Zusammenhang zu stellen. Rienäcker bezeichnete die Parkplatzsorgen des Kongreßzentrums als von „nebengeordneter Bedeutung“. Die Garage unter der Bürgerweide sei „in erster Linie eine Antwort auf die Forderung nach einer autoarmen Innenstadt“. An eine Schließung von Parkhäusern, so Rienäcker auf Nachfrage, sei im Gegenzug aber nicht gedacht. Vielmehr sollten die Möglichkeiten zum kostenlosen Parken im Zentrum unterbunden werden. Rienäcker: „Wir werden um die Tiefgarage kämpfen. Die Idee darf nicht von vornherein mit rechtlichen Hindernissen unmöglich gemacht werden.“
Die Verkehrsplaner im Bauressort wollen zur Zeit noch nichts von einer solchen, 40 Millionen Mark teuren Garage wissen. Kein Wunder, wurden doch Bausenator Konrad Kunick in der letzten Bürgerschaftssitzung wieder Vorwürfe gemacht, daß der Bau des Kongreßzentrums wegen Planungsmängeln 100 statt 50 Millionen Mark koste. Kunicks Kollege, Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer, der das Parkhaus will, hatte in dieser Bürgerschaftssitzung drei Tage vor der Aufsichtsratssitzung der Bremer Parkplatz GmbH noch behauptet, es gäbe „lediglich eine Diskussion im Zusammenhang mit weiteren Belastungen, die auf die Bürgerweide zukommen“. In einer Pressemitteilung der Grünen kritisierte der Abgeordnete Paul Tiefenbach deshalb: „Beckmeyer schiebt die 'weiteren Belastungen– nur vor, um von neuen Problemen im Zusammenhang mit dem Kongreßzentrum abzulenken.“ Es sei „ungeheuer“, wie das Parlament mit allgemeinem Geschwafel vertröstet werde. Und auch der FDP- Fraktionschef Claus Jäger sprach von einer „dreisten Verdummung von Öffentlichkeit und Parlament“. Den beteiligten Senatsressorts sei die Belastung des Bürgerparks durch Freimarkt und andere Veranstaltungen schließlich bekannt. Jäger: „Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, wenn seit Jahren erklärt wird, die Bürgerweide biete genügend Parkmöglichkeiten und jetzt die Forderungen nach zusätzlichen Parkmöglichkeiten erhoben werden.“
Wie dieses Parkhaus überhaupt angefahren werden könnte, steht derweil in den Sternen. Schon jetzt ist der Bereich zwischen Hauptbahnhof, Stern und Findorff chronisch überbelastet. Zwar hatte Innensenator Peter Sakuth zur Aufsichtsratssitzung ein mit Strichen bemaltes Papier mitgebracht, doch diese Striche widersprechen dem bislang für diesen Bereich geltenden Verkehrskonzept. Danach müßte der Stern gegen den Willen des zuständigen Bauressorts zu einer Kreuzung umgebaut und die Gustav-Deetjen-Alle könnte nicht zur begrünten ÖPNV-Trasse ausgebaut werden. Behörden-Insider, die schon seit langem auf die Notwendigkeit einer Verkehrsanbindung des Kongreßzentrums hingewiesen haben, verweisen darauf, daß mehrere Zielvorstellungen kollidieren, bislang aber kein Ansatz für eine einheitliche Planung gefunden werden konnte. hbk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen