Jury entscheidet über Potsdamer Platz

■ Senat beschließt neues Planungsverfahren/ Beschränkter Wettbewerb/ Architekten-Kritik an Hassemer

Berlin. Der vom alten Senat beschlossene städtebauliche Architektenwettbewerb zum Potsdamer und Leipziger Platz findet nicht statt. Trotz inzwischen breit gefächerter Kritik von Architektenverbänden beschloß der Senat gestern, den offenen Ideenwettbewerb durch ein von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) entwickeltes neues Planungsverfahren zu ersetzen.

»Noch vor Ostern«, so Hassemer, könne sich das »Stadtforum« zum ersten Mal versammeln. Unter Beteiligung verschiedener Senatsverwaltungen, von Wettbewerbsteilnehmern, Architekten, Planern und anderen Beteiligten sollen dort, wie berichtet, verschiedene laufende Planungsverfahren koordiniert werden. Die Verfahren zum Potsdamer und Leipziger Platz sowie ein Planungsverfahren zur »Stadtidee« will Hassemer ebenfalls noch vor Ostern starten. Auch die Umgebung des Bahnhofs Friedrichstraße und des Hauptbahnhofs sowie die Situation der OstBerliner Großsiedlungen sollen demnächst planerisch bearbeitet werden, ebenso der »Umgang mit der Spree in der Innenstadt«.

Auf Bitten der SPD werde der Senat zum Potsdamer und Leipziger Platz kein Gutachterverfahren mit sieben ausgewählten Planungsbüros veranstalten, sondern einen »beschränkten und kooperativen städtebaulichen Ideenwettbewerb«. Dies habe den Vorteil, daß eine unabhängige Jury und nicht Hassemer persönlich unter den Entwürfen auswähle, erläuterte der SPD-Abgeordnete Otto Edel. In Hassemers Augen ist dieser Wettbewerb hingegen nur die »zweitbeste Lösung«. Eine weitere Jury »macht die Sache komplizierter«, sagte Hassemer zur taz. Um der Koalition willen habe er die Änderung seiner ursprünglichen Pläne trotzdem akzeptiert.

Architektenverbände und -kammer fordern unterdessen nach anfänglicher Zustimmung zu den Hassemer-Plänen wieder einen offenen Ideenwettbewerb für Potsdamer und Leipziger Platz, an dem die Teilnahme unbeschränkt ist. Bei einem beschränkten Wettbewerb würden lediglich die »saturierten, erfahrenen Architekten« zum Zuge kommen, nicht aber die jüngeren Kollegen, sagte Kammerpräsident Cornelius Hertling gestern zur taz. Das von Hassemer vorgebrachte Argument, man müsse unter Zeitdruck arbeiten und deshalb rasch zu vorzeigbaren Ergebnissen kommen, könne man nicht akzeptieren, sagte Hertling. An diesem Platz dürfe man »nichts übers Knie brechen«. In einem Brief an Hassemer äußerte sich der Bund Deutscher Architekten (BDA) ähnlich. Auch der Architektenverband AIV sprach sich kürzlich auf einer Mitgliederversammlung nahezu einstimmig für einen offenen Wettbewerb aus. hmt