Standbild: Hier kocht der Chef

■ "In Teufels Küche", Mo., ZDF, 19.30

Die Motivation, die Geißel Krebs zu besiegen, ist nicht nur ethischer Natur. Stefan Mayer versuchte mit seinem Fernsehspiel In Teufels Küche zu zeigen, daß Gesundheit heute ein x-beliebiges Handelsgut ist, mit dem ebenso spekuliert wird wie mit Gold oder chemischen Waffen. Im Zentrum steht ein kleines, um sein Überleben kämpfendes, privates molekularbiologisches Institut, weder eine alchemistische Hexenküche, noch Heimstatt des Bösen.

Nach fünf Jahren akribischer Genhackerei geht der Crew des Instituts kurz vor der erfolgreichen Erprobung eines Krebsmedikaments das Geld aus. Während der skrupellose Boß das Wundermittel im Fernsehen wie ein neues Waschmittel anpreist, stirbt der Kopf des Projekts, Roman Blank, in Kapstadt.

Zu Hause in Berlin wollen derweil die Geldgeber wissen, was Sache ist. Lennart Winter (Christian Kohlund), Computerkopf des Instituts, wird der Zugang zu Gesundheitsdaten der Versuchstiere verweigert, von denen einige mit drastisch erhöhten Leberwerten plötzlich an Gelbsucht erkranken. Der Veterinär hat auch erhöhte Leberwerte — weil er ständig blau ist.

Das beste an diesem Film war der besoffene Tierarzt. Das zweitbeste Susanne Blank (Nina Holger), die geheimnisvoll betroffene Schwester des in Kapstadt krepierten Gencowboys. Die läßt sich nicht mit halbherzigen Erklärungen abspeisen. Mit dem geduldigen Lennart im Schlepptau geht es also ab nach Südafrika. Die Überleitung ist gar nicht so übel eingefädelt. Roman hatte diesen reaktionären Studienkollegen, der dann im Apartheitstaat Stationsarzt wurde. Eine gute Gelegenheit für den Petrischalenjongleur Roman, das ungetestete Präparat gleich an ahnungslosen Menschen in Südafrika auszuprobieren. Als Susanne und Lennart in Kapstadt landen, verschwinden bereits haufenweise Menschen in Quarantäne.

Romans Medikament erzeugte erwartungsgemäß die totale Genverwirrung, die sogar vor der Dramaturgie des Films nicht halt macht. So sahen wir in den letzten Minuten vorwiegend Susanne Blank, wie sie im üppig gefüllten Sommerkleidchen auf Stöckelschuhen durch lange Krankenhausgänge rannte.

Aus dem Thema Genmanipulation hätte sich ein megasophistischer Plot schmieden lassen, daß unseren Ethikprofs noch mal die Weisheitszähne gekeimt wären. Nach dem Motto: Jetzt haben wir uns durch unser Sozialsystem zu einer Rasse von Behinderten herangezüchtet und müssen erst einmal unseren Erbschrott durch den Computer jagen, damit unsere Kids nach der Geburt nicht gleich auf der Intensivstation landen. So ein Ansatz hätte die Fragestellung sensibilisiert. Aber dieser marginale Seuchenthriller In Teufels Küche beschränkt sich auf die Ankündigung auf der Speisekarte: Hier kocht der Chef — und die Chefin ißt woanders. Manfred Riepe