Türkische Rambos gegen Kurden

Cizre/Berlin (taz) — Am Montag haben erneut türkische Soldaten drei Menschen in einem kurdischen Ort erschossen und über 40 schwer verletzt. Bereits einige Tage zuvor waren mehrere Kurden in Sirnak, Lice und Malazgirt getötet worden (taz berichtete). Nach Angaben des Kölner Kurdistan-Komitees zwangen türkische Soldaten am Sonntag die Frauen des Dorfes Kiwex im Bezirk Idil, sich nackt auszuziehen; die Männer mußten im vom schwarzen Regen dreckigen Wasser herumrobben. Daraufhin kam es zu Protesten der Dorfbevölkerung, die mit Steinen und Knüppeln gegen die Soldaten vorging. Bei der folgenden Auseinandersetzung wurden zwei Personen durch Polizeischüsse verletzt. Als Reaktion auf die Ereignisse fand am folgenden Montag eine Demonstration in Idil statt, bei der sich die Demonstranten in Sprechchören auch zur Kurdischen Arbeiter-Partei (PKK) bekannten.

Die PKK kämpft seit sechs Jahren einen Guerillakrieg für die Gründung eines unabhängigen kurdischen Staates. „Ohne erkennbaren Grund“, so berichten Mitarbeiter von medico international, hätten Mitglieder der regulären Armee und türkische Sondereinsatzkommandos (sogenannte Rambos) in die Menge geschossen. Dem Gemetzel sei eine Massenverhaftungsaktion von über tausend Menschen gefolgt, 150 seien inzwischen wieder frei. Die in Präventivhaft genommenen Menschen seien brutal geschlagen und besonders die Frauen entwürdigenden körperlichen Untersuchungen von männlichen Soldaten ausgesetzt gewesen. Die Demonstration war die vierte innerhalb von zehn Tagen in der Gegend.

In dem mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebiet herrscht seit 1987 der Ausnahmezustand. Die türkische Armee verlegte mit Beginn des Golfkrieges mehr als 180.000 Soldaten dorthin. Im von Panzerfahrzeugen hermetisch abgeriegelten Idil herrscht vollständiges Ausgangsverbot. Die Bevölkerung ist inzwischen in den Generalstreik getreten. Alle Läden, Geschäfte und Betriebe sollen bis zur Freilassung der Verhafteten und bis zur Feststellung der für das Massaker Verantwortlichen geschlossen bleiben. bel