Kinderschutz in Geldnot

■ Kinderschutz-Zentrum will Bremer Geld fürs Überleben

Das Kinderschutz-Zentrum in Bremen steht vor dem Aus. Seit zehn Jahren kümmern sich in dem Büro im Steintor sieben hauptamtliche MitarbeiterInnen um Kinder und Eltern, die im Bereich der körperlichen, seelischen oder sexuellen Kindesmißhandlung kostenlose Hilfe suchen. Immer wieder klingelt auch das „Eltern- Streß-Telefon“, und Eltern bitten sogar mitten in der Nacht um Rat. Das Kinderschutz-Zentrum organisiert darüber hinaus auch Einzel- oder Familien-Therapien.

Finanziert wurde das Bremer Projekt seit zwei Jahren vor allem über Bonner EG-Mittel. Doch damit ist es bald vorbei, denn Ende März laufen die Stellen aus und werden definitiv nicht verlängert. Verstärkt wird das Problem noch dadurch, daß die bisherigen Einnahmen von jährlich 45.000 Mark aus Altkleidersammlungen des Deutschen Kinderschutzbundes wegfallen werden. „Da hilft uns auch die erstmalige Unterstützung, die der Bremer Senat in diesem Jahr mit der Finanzierung einer Fachkraft und 45.000 Mark für Sachmittel bewilligte, nicht viel“, so die Leiterin des Zentrums, Anette von Stemmen. Sie hat die Hoffnung jedoch noch nicht ganz aufgegeben. Für das Jahr 1991 fehlen nach ihren Angaben noch 159.000 Mark, um über die Runden zu kommen.

Die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Helga Trüpel forderte inzwischen den Senat auf, die ausscheidenden MitarbeiterInnen im Rahmen einer Übergangslösung bis zum Ende des Jahres weiterzubeschäftigen und 1992 für feste Stellen beim Kinderschutz-Zentrum zu sorgen. Die SPD-Fraktion beriet gestern über den Erhalt des Kinderschutz-Zentrums, kam aber zu keiner Entscheidung.

Die Pressesprecherin der Sozialsenatorin, Andrea Frenzel- Heyduk ist jedoch der Auffassung, daß der Senat nicht jedes auslaufende Projekt finanzieren könne. Es stünden nur zwei Millionen Mark für insgesamt 428 Sozialprojekte zur Verfügung. Im Dezember 1990 wurde ein Haushaltstitel von 300.000 Mark zur Vorbeugung von Gewalt gegen Kindern beschlossen, der jetzt „möglichst gerecht“ aufgeteilt wird, so Frenzel-Heyduk.

Doch ohne neue Geldquelle kann das ganze Angebot des Kinderschutz-Zentrums auf keinen Fall erhalten werden. Die Leiterin Anette von Stemmen vermutet sogar, daß der Einrichtung dann der Titel „Kinderschutz-Zentrum“ abgesprochen wird, da die vorgeschriebene Zahl von mindestens fünf Fachkräften nicht mehr finanziert werden kann. ker