Gysi for Trabi? Niemals.

Der Sozialismus hatte ein durchaus positives Verhältnis zur Reklame. Ob es um „Plaste und Elaste aus Schkopau“, „Chemie aus Bitterfeld“ oder um „Von der Sowjetunion lernen, heißt Siegen lernen“ war — leicht eingängige Reime waren gefragt. Allerdings ist auch die Frage der Reime eine parteiliche Angelegenheit. Wenn kapitalistische Unternehmen nicht Arbeitsplätze schaffen sollen, sondern ihre Produkte verkaufen wollen, dann sehen die Genossen rot. Die Bundestagsabgeordneten der PDS/Linke Liste weigern sich, in ein mit Werbeschriftzügen verziertes Bonner Bürogebäude umzuziehen. Die PDS-Abgeordnete Ulla Jelpke schrieb an die Parlamentspräsidentin, die Vertreter des demokratischen Sozialismus wollten nicht „hinter Reklamefassaden von Mercedes-Benz, VAW, Philips etc.“ arbeiten müssen. „Teile unserer Wählerschaft“, so Jelpke zudem, kämen nicht mehr zur PDS, wenn über ihr „ein Mercedes-Stern thront.“ Jelpke erinnerte gleichzeitig daran, wie unerträglich es wäre, wenn der PDS-Chef im Bundestag Werbung für den Trabant machen würde. Die PDS-Warnung vor der überlegenen Wirkung kapitalistischer Reklame hat einen parteiinternen Hintergrund. Der PDS-Chef fährt nämlich nicht Trabi. Er ist auf die Reklame des Imperialismus bereits hereingefallen und bevorzugt dienstlich Peugeot, privat sogar den US-Konzern Ford. K.W.