Bürgermeisters erster Verkehrsversuch

■ Eine ganze Senatskommission kreißte und gebar die Rücknahme eines Tempolimits

Haben Sie ein Problem mit einer Linksabbiegerspur, einer Blockumfahrung oder einer Ampelschaltung? Dafür gibt es jetzt einen Namen und eine Adresse: Klaus Wedemeier, Präsident des Senats, Rathaus. Seitdem der Brügermeister sich persönlich zum Oberkoordinator diverser Verkehrsprobleme aufgeschwungen hat, haben bereits etliche BremerInnen sich mit einem Hilferuf an den Chef der Senatskommission für Verkehr gewandt. Und also traf sich die Kommission bereits drei Tage nach ihrer Gründung zur ersten Sitzung.

Da die besonders betroffenen Senatoren Kunick (Bau) und Sakuth (Inneres) ihrer Teilentmachtung zugestimmt hatten, nachdem der Brügermeister verkündet hatte, daß es sich nicht um eine Teilentmachtung handele, konnte gestern nachmittag in guter Arbeitsatmosphäre zur Sache gegangen werden. Und was gab's verkehrlich zu regeln, nachdem der Bausenator tags zuvor gerade ein Gutachten in Auftrag gegeben hatte, das in zwei Jahren klären soll, was in Bremen verkehrlich zu regeln ist? Ein Problem wurde umgehend erkannt und gebannt. Hatte der Innensenator ursprünglich geplant, auf der Horner Heerstraße eine Busspur einzurichten und den Autofahrern Tempo 40 zuzumuten, so hat er das Tempolimit inzwischen nach Protesten wieder fallen lassen. Die Kommission nahm dies zustimmend zur Kenntnis, rief eine einwöchige Problem- Sichtungsphase aus und vertagte sich auf nächsten Freitag.

Das ÖPNV-Konzept bleibt bestehen, hatte Oberkoordinator Klaus Wedemeier bei der Einsetzung der Kommission noch gesagt. Aber in kleinen Teilen soll es korrekturfähig sein, heißt es nun. Wie groß die kleinen Teile sein dürfen, weiß derweil noch niemand. Aber schon größer als die Korrekturwilligkeit des bislang zuständigen Verkehrsplaners Klaus Hinte.

Ein großes Problem hat die Kommission noch nicht lösen können. „Wie bekommen wir die Lufthoheit an den Verkehrsstammtischen zurück?“ lautet die Frage. Ein erster Versuch wurde gestern unternommen. Einer bekannten Bremer Zeitung lag eine dicke Beilage zur Sinnhaftigkeit der Verkehrspolitik im allgemeinen und dem ÖPNV-Konzept im besonderen bei. Die Kosten für die Werbeaktion in Vorwahlzeiten trägt die Bremer Straßenbahn. Gut, wenn ein Koordinator so reiche Freunde hat. Rosi Roland