: Wohin am Wochenende?
■ Es wird wärmer, und das Umland lockt: Die taz gibt Tips, wo man wandern und was erleben kann
Na endlich: Das mühsame Kohlenschleppen wird angesichts der steigenden Temperaturen immer seltener notwendig, die Auslagen der Blumengeschäfte wecken bereits das Interesse von Balkonbesitzern, und der blaue Himmel lockt an diesem Wochenende Zehntausende zum Flanieren auf die Straßen und Plätze der Stadt. Berlin, das jeden November in einen viermonatigen Winterschlaf fällt, wird heute von der Frühjahrsonne wachgeküßt. Der Dornenwall, der die Stadt umgab, ist spurlos verschwunden, der Ausflug ins Umland — ob mit Auto, Fahrrad oder S-Bahn — theoretisch kein Problem. Trotzdem haben vor allem die Westberliner noch immer keinen blassen Schimmer, wo die Reise hingehen soll. Die taz sagt auf dieser Seite, wo's am ersten schönen Wochenende des Jahres langgehen könnte.
Altstadt in Angermünde. An dem im Mittelalter gegründeten Städtchen in der Uckermarck ist vor allem die noch gut erhaltene Altstadt interessant. Außerdem kann man das um 1260 gegründete Franziskanerkloster besichtigen. In der Umgebung finden sich viele Seen und Waldgebiete. Die Anfahrt mit der Bahn kann mehrere Stunden dauern: Erst mit der S-Bahn bis Bernau, dann in die Eisenbahn nach Angermünde umsteigen. Mit dem Auto braucht man etwa 60 Minuten.
Befestigungsanlagen in Bernau. Die im Nordosten Berlins gelegene 19.000 Einwohner kleine Stadt liegt 25 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und ist problemlos mit der S-Bahn ab Ostkreuz zu erreichen. Die Fahrtzeit beträgt etwa 60 Minuten. Die alten Befestigungsanlagen der im 13. Jahrhundert gegründeten Stadt sind sehr gut erhalten. Außerdem empfiehlt sich ein Spaziergang am Liebnitzsee, ein Besuch des Heimatmuseums (Hohe Stein-Straße 26) und ein Besuch der um 1400 gebauten Marienkirche.
Kloster in Chorin. Das kleine Nest in der Uckermark ist durch sein 1273 gegründetes Kloster bekannt geworden. Direkt neben dem Kloster liegt ein wunderschöner See, an dem man stundenlang spazierengehen kann. Nach Chorin kommt man, indem man mit der S-Bahn nach Bernau fährt und dort in den Bus umsteigt oder mit dem Fahrrad weiterfährt. Die Anreise per S-Bahn und Bus dauert von Berlin aus rund zwei Stunden.
Bauhaus in Dessau. Die heimliche Hauptstadt Sachsen-Anhalts liegt etwa anderthalb Autostunden von Berlin entfernt. In Dessau steht das berühmte Bauhaus. Außerdem findet sich dort der Wörlitzer Park, der vor 200 Jahren von einem aufklärerischen Fürsten angelegt wurde.
Schiffe heben in Finow. In Niederfinow steht das Schiffshebewerk des Oder-Havel-Kanals. Die Schleppkähne müssen hier einen Höhenunterschied von 36 Metern überwinden. Beeindruckend! Das Hebewerk wurde von 1927 bis 1934 ausgebaut. Nach Finow kommt man mit der Vorortbahn vom S-Bahnhof Bernau aus. Mit dem Auto braucht man etwa 70 Minuten.
Kleisthaus in Frankfurt. Furchtbare Plattenbaustadt an der polnischen Grenze mit genau zwei Sehenswürdigkeiten. 1) Das Geburtshaus von Heinrich von Kleist. 2) Die Oderbrücke nach Polen. Eine Stunde Aufenthalt reicht, dann verschwindet man besser in die benachbarte Märkische Schweiz, wo es sich gut wandern läßt.
Wandern in Grünheide. Die Kleinstadt liegt etwa 30 Kilometer südöstlich von Berlin direkt am Peetzsee. Nette Gegend. Mit der S-Bahn fährt man bis Erkner, steigt dann in den Zug um und fährt bis zur Station Fangschleuse. Von dort aus geht es mit dem Bus weiter.
Wälder bei Königs Wusterhausen. Bequem mit der S-Bahn zu erreichender Vorort im Süden von Berlin. Wälder und Seen sind von dort aus bequem zu erreichen. Der Ort selbst ist sterbenslangweilig, die Umgebung dagegen sehr schön.
Mord in Kampehl. Das Dorf liegt etwa 90 Kilometer nordwestlich von Berlin, nicht weit entfernt von Havelberg. In der Dorfkirche liegt ein Ritter in der Gruft, der einen Mordprozeß überlebte. Er schwor, daß er unschuldig sei — andernfalls solle seine Leiche niemals verwesen. Ob er nun gelogen hat, kann jeder Besucher selbst entscheiden. Seine Leiche liegt unter Glas. Auf dem Weg nach Kampehl, das man am besten mit dem Auto anreist, kann man auch im Havelland stoppen.
Kulturpark im Plänterwald. Aus einem Besuch an diesem Wochenende wird leider nichts werden, die Eröffnung ist erst für den 30. März geplant. Als Attraktion gilt das 45 Meter hohe Riesenrad mit seinen 40 Gondeln für insgesamt 240 Fahrgäste. Erst vor zwei Jahren wurde das Wahrzeichen des Vergnügungsparks aufgebaut. Bei vielen beliebt sind auch Auto-Scooter, Geisterbahn und Kosmodrom. Neu ist auch eine Wildwasserbahn. Bis Saisonende im Oktober erwartet der Kulturpark rund eine Million Besucher. Bis 21. Juni ist mittwochs bis sonntags jeweils von 11 bis 19 Uhr geöffnet. In der Hauptsaison können sich die Besucher bis 20 Uhr vergnügen. Erwachsene zahlen 1,50 DM Eintritt, Senioren und Kinder eine DM.
Touristen in Lübben. Das Städtchen liegt direkt am wunderschönen Spreewald rund 70 Kilometer von Berlin entfernt. Der Ort selbst ist touristisch ziemlich überlaufen. Nach ein paar Metern, auf der Wanderung durch den Spreewald, trifft man aber kaum noch eine Menschenseele. Die meisten Besucher sind zu faul zum Laufen und gucken sich die »einzigartige Naturlandschaft Europas« vom Spreewaldkahn aus an. Mit dem Auto braucht man zum Spreewald eine gute Stunde.
Bilderbogen in Neuruppin. Über seinen nördlich von Berlin gelegenen Geburtsort hat Fontane eigentlich schon alles gesagt. In der 27.000 Einwohner großen Stadt wurde 1810 die Illustrierte erfunden. Im 'Neuruppiner Bilderbogen‘ informierte man damals über Ereignisse aus aller Welt. Neuruppin liegt etwa 60 Kilometer weit von Berlin entfernt. Nicht weit davon liegt übrigens Tucholskys Rheinsberg.
KZ-Gedenkstätte in Oranienburg. Im KZ-Sachsenhausen bei Oranienburg starben in der Nazizeit über 100.000 Gefangene. Vor allem politische Häftlinge wurden dort festgehalten und zu Tode gequält. Oranienburg liegt nördlich von Berlin und ist mit der S-Bahn zu erreichen.
Eiszeit in Prenzlau. Die Stadt liegt wie Templin und Angermünde in der Uckermark nordöstlich von Berlin und ist ein guter Ausgangspunkt für längere Wanderungen in der Umgebung. Die Uckermark ist eine durch die Eiszeit geformte Landschaft, die zwischen Havel und Oder liegt. Sie ist reich an Wäldern und Seen.
Nie wieder Potsdam. Potsdam ist mega-out, weil wir schon im vergangenen Jahr alle da waren.
Verliebte in Rheinsberg. Tucholsky machte die Kleinstadt 1912 mit seiner Erzählung Rheinsberg — Ein Bilderbuch für Verliebte bekannt. Ganz in der Nähe liegt der Stechlinsee, über den sich Herr Fontane ausführlich geäußert hat. Rheinsberg liegt etwa 70 Kilometer nordwestlich von Berlin entfernt.
Träumen auf Rügen. Ein Traum von einer Insel. Vergessen Sie den Hotelservice, der noch zu wünschen übrig läßt — durch Kreidefelsen, Ostseestrand und Wälder werden sie reichlich entschädigt. Sehr schön ist beispielsweise Binz, ein Badeort im Süden der Insel. Hier stehen an der Strandpromenade viele Jugendstilhäuser, in die man sich zum Teil auch einmieten kann. Im Kurhotel sind alle Zimmer mit Blick aufs Meer. Die Preise sind noch ziemlich günstig, Übernachtungen in Binz liegen pro Nase zwischen 20 und 70 Mark. Je wärmer es wird, desto ausgebuchter ist die Insel allerdings. Ab Mai sollte man vorbestellen, am besten beim Fremdenverkehrsverband. (Tel.:0037/82798 bzw.7172)
Schloß in Schwerin. Neuerdings die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Schwerin hat eine schöne, freundliche Altstadt und liegt direkt am See. Sehenswürdig ist vor allem das Schloß, in dem auch Ausstellungen zu besichtigen sind. Nach einem Spaziergang durch die Stadt empfiehlt sich ein Trip zu einem der vielen Seen in Mecklenburg. Nach Schwerin braucht man mit dem Auto rund zwei Stunden.
Spielzeug in Stralsund. Die Hafenstadt liegt auf dem Weg zur Insel Rügen. Architektonisch interessant sind die historischen Bauten in der Fährtstraße sowie die rekonstruierte Stadtmauer. Das Spielzeugmuseum in der Innenstadt sollte man ebenfalls unbedingt angucken. Einziger Nachteil: Stralsund ist ziemlich weit weg. Am besten, man nimmt sich ein ganzes Wochenende Zeit und besucht noch die Insel Rügen und Rostock.
Eisenbahn in Strausberg. Das Städtchen liegt östlich von Berlin am Straußsee. Interessant ist unter anderem die elektrisch betriebene Fähre, mit der man in den Wald übersetzen kann. Nach Strausberg kommt man entweder mit dem Auto oder mit der S-Bahn bis Strausberg Vorstadt, dann weiter mit der »Strausberger Eisenbahn« ins Stadtzentrum.
An Bord in Treptow. Mit Lichterfahrten durch die Berliner City startet die Weiße Flotte in die neue Saison. Jeweils sonnabends 19.30 Uhr heißt es dafür am Treptower Hafen »Leinen los!«. Auch Stadtrundfahrten ab Jannowitzbrücke stehen wieder auf dem Programm. Auf den Kanälen geht die Tour unter Brücken durch die Mühlendammschleuse am historischen Nikolaiviertel vorbei, durch die Unterschleuse, den Landwehrkanal und die Oberschleuse. Weitere Fahrtziele sind die Woltersdorfer Schleuse, der Müggelsee, Neue Mühle und Charlottenburg. Als besonderes Angebot gibt es zwischen dem 20. April und 12. Mai Tagestouren zur Baumblüte nach Werder bei Potsdam. Sie beginnen sonnabends bis donnerstags jeweils 9 Uhr an der Anlegestelle Friedrichstraße.
Honecker am Werbellinsee. Etwa 50 Kilometer nördlich von Berlin, ideal zum Spazierengehen und im Sommer zum Baden. Im Schloß Hubertus am Werbellinsee empfing Honecker 1981 Helmut Schmidt. Damals ging es noch um Zwangsumtausch, bessere Bahnverbindungen und Kredite für die DDR.
Gemüse in Werder. Schönes Städtchen, das hinter Potsdam direkt an der Havel liegt. Vor allem die alte Inselstadt sollte man sich angucken. Dort gibt es auch einige gute Fischrestaurants. Leider stehen am Ufer viele Datschen, so daß man nur an einigen Punkten ans Wasser kommt. Wer die Reise mit dem Auto macht, sollte den Gemüsemarkt, der am Ortseingang liegt, besuchen. Dort werden viele Produkte aus dem Havelland verkauft, und zwar sehr preiswert. ccm
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