„Atomklo“ Morsleben blockiert

■ AKW-Gegner blockierten Tor zum Endlager/ „Kinder sollen lachen — nicht strahlen“

Helmstedt/Haldensleben. Fast 2.000 Atomkraftgegner von mehr als 50 Initiativgruppen aus dem gesamten Bundesgebiet demonstrierten am Sonnabend in Helmstedt für den Ausstieg aus der Atomenergie. Die Kundgebung auf dem Marktplatz der niedersächsischen Kreisstadt richtete sich insbesondere gegen Bestrebungen, das Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben, Landkreis Haldensleben, weiter zu nutzen. Die Teilnehmer formierten sich zu einer Demonstration zu der etwa acht Kilometer entfernten Deponie, wo sie etwa für zwei Stunden das Tor blockierten.

Mehrere Redner protestierten gegen die Taktik Bundesumweltminister Klaus Töpfers, der aus dem ehemaligen Salzstock an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ein „Atomklo für Deutschland“ machen wolle. Die Helmstedter Rechtsanwältin Claudia Fittkow sprach von einem „gigantischen Täuschungsmanöver“ Töpfers. Er versuche Zeit zu gewinnen, um eine Änderung des Atomgesetzes „durch den Bundestag zu peitschen“ und dann die Betriebsgenehmigung für Morsleben zu retten. Fittkow erinnerte an die vor 14 Tagen durch ihre Klage vom Magdeburger Bezirksgericht ausgesprochene einstweilige Verfügung über einen vorläufigen Einlagerungsstopp in Morsleben. „Nun müssen wir rasch die dauerhafte Stillegung durchsetzen“, meinte sie.

Achim Brauer, Cheforganisator der Kundgebung, stellte fest, in der 100jährigen Schachtruine Morsleben bestehe eine akute „Absaufgefahr“. Die Salzdecke über dem gefährlichen Müll sei „viel zu dünn“. Das Lager sei aus geologischer Sicht „völlig ungeeignet“.

Die Atomindustrie plane, so wurde informiert, in Stendal ein neues Atomkraftwerk, das die zum Teil bereits fertigen alten Kühltürme nutze. Greifswald, so wurde informiert, habe sich als Standort für einen Forschungsreaktor beworben.

Die Kundgebungsteilnehmer nutzten die Mauer um das Endlager und eine benachbarte ehemalige Grenztruppenkaserne als eine große Galerie für ihre Losungen. Unter anderem hieß es dort „Gegen Staat und Kapital — Kampf der Atommafia“, „Die Alten verkürzen unsere Zukunft, und wir strahlen“, „Unsere Kinder sollen lachen — nicht strahlen“. adn