Der Mann für alle Fälle

■ Vom Watschenmann zum Publikumsliebling: Die Mutation des Frank Neubarth

Wenn es einen bei Werder Bremen gab, der Rudi Völler und dann Kalle Riedle viele, viele Tränen hinterher geweint hat, dann muß das Frank Neubarth sein. Denn seit die beiden Strafraum-Rastellis nacheinander gen Italien gepilgert sind, stand es um den langen Schlacks ausgesprochen schlecht.Auf sich alleine gestellt, wurde aus dem Publikumsliebling „Sokrates“, der sogar schon mal nationalmannschaftswürdig war, in der Hinrunde der Fußball- Bundeslige ein vielausgepfiffener Watschenmann.

Daß eine solche Talfahrt auch an einem scheinbar so emotionslosen Menschen wie Neubarth nicht spurlos vorüber geht, zeigte sich am Freitag abend um 21.38 Uhr. Da hatte Neubarth sieben Minuten vor Spielschluß den Ball zum 2:1 für Werder in die Kölner Maschen gedroschen, rannte zur Außenlinie, fiel auf die Knie und brüllte seine Freude heraus, daß es bis unter das Dach der Tribüne zu hören war.

Nirgendwo ändern sich die Zeiten so schnell wie im Fußball: Und so ist Neubarth in 90 Minuten gegen Köln vom schwierigen Fall wieder zum absoluten Publikums-und Medienliebling mutiert.

Bitte den Fußballer

„Ein Mann für alle Fälle?“, fragt der Kollege in der Pressekonferenz. „Was soll ich dazu sagen?“ antwortet der Lange mit einer Gegenfrage, enteilt der Pressemeute und fällt draußen auf dem Flur jubelnd seiner Liebsten in den Arm. hbk