Kreuz Dame und Karo Buben

■ In Bremerhaven wohnt die Steffi Graf des Skats mit ihrem Mann

Sie fing mit 25 an zu reizen. Damals, 1977, schrieb sie sich die möglichen Spiele immer noch auf einen Spickzettel, damit sie nicht durcheinander kam. Heute ist sie Deutschlands beste: Erika Suhling (39), geborene Bremerhavenerin, dortselbst wohnhaft, ist mehrfache Deutschland-Pokal Siegerin, Deutsche Meisterin, mehrfache Norddeutsche und Bremer Landesmeisterin, die absolute Königin im Lande Skat, dort, wo der Männer viele sind und der Frauen wenige.

Bitte das Paar

„Mein Mann sagt immer, ich sei die Steffi Graf des Skat.“ Erika Suhling trägt ihren sportlichen Erfolg mit Gelassenheit. Von den Pokalen stehen immer nur die neuesten auf der Eichen-Schrankwand, in diesem Jahr wieder einmal der Deutschland-Pokal. Die anderen 170 Trophäen, die sie zusammen mit ihrem Ehemann Günter (49) in zahllosen Turnieren erstritten hat, müssen sich mit einem Vitrinenplatz im Keller begnügen.

Das Geheimnis des Erfolges von Erika Suhling liegt unter anderem in ihrer harmonischen Skat-Ehe. Neben ihrer uneingeschränkten Führungsposition in der Skatrepublik Deutschand konnte auch er beachtliche Erfolge verbuchen, zuletzt bei der Bremer Landesmeisterschaft. Meist fahren sie zusammen auf die großen Turniere, reizen um Punkte und zocken sich so durch die gesamte Bundesrepublik. „Wir haben nie Streit“, erzählen sie und bedauern ihre Kartenbrüder und Schwester, die sich jedes Turnier mit einer handfesten Ehekrise erkämpfen müssen. Warum spielen so wenig Frauen Skat, will ich von ihr wissen. „Weil die Frauen mehr Fehler machen und einfach nicht so gut sind wie die Männer“, antwortet er.

Die Suhlings haben es nicht leicht in ihrem Sport: Immer wieder gibt es Lästerer und Neider, die glauben, daß Skat nur ein anderes Wort für Zigarrerauchen und Biertrinken ist. „Wenn sie das mal im Fernsehen sehen, da zeigen die immer nur dicke Bäuche unter den Tischplatten.“ Die Suhlings sind das bester Gegenbeispiel: „Wir rauchen beide nicht und trinken auch nicht, während wir spielen.“ Bei Meisterschaften, wenn 8 mal 48 Spiele in 16 Stunden absolviert werden müssen, ist volle Konzentration angesagt. Zu „80 Prozent sind es Können, zehn Prozent Glück und 10 Prozent Fehler der anderen“, die den Skatmeister machen. „Wenn Frauen mitspielen, kann man mit einer 20prozentigen Fehlerquote rechnen“, erklärt Günter Suhling und Erika bestätigt durch Nicken.

Der Erfolg im Skat kommt durch „spielen, spielen und spielen“, erzählt Erika Suhling. Denn natürlich wird beim Training im Skatverein jeder Spielzug heiß diskutiert. Pflichtübung für gute SpielerInnen sind das Mitzählen der Trumpfe und der Augen. „Die Augen mitzuzählen, das schaffen viele Frauen nicht“, erläutert Günter die höhere Fehlerquote bei den Damen, und Erika bestätigt durch Nicken.

So harmonisch das Skatleben der Suhlings auch ist: Wenn sie an einem Tisch sitzen, hört die Verwandschaft auf. „Dann freuen wir uns, wenn wir den anderen umbiegen“, stichelt Erika. Alles hat sie bisher abgeräumt, mit Ausnahme einer Weltmeisterschaft. Das ist ihr Traum, den sie sich aber vielleicht noch einmal erfüllen will. „Die nächsten Weltmeisterschaften finden in Kanada statt, das sind leicht 7.000, 8.000 Mark, die das kostet“, gibt sie zu Bedenken. Die Skatmeisterin und ihr Mann sind zwar erfolgreich, aber eben auch Amateure, die für ihren Sport noch ordentlich draufzahlen. Doch wenn es nicht klappt mit Kanada, langweilig wird das Skatleben auch hier nie: „Dafür sind einfach die Spielmöglichkeiten zu groß.“ mad