Die Eichel-Fischer-Bande

■ Hessens zweite rot-rüne Regierung ist komplett

Frankfurt (taz) — Als der designierte hessische Ministerpräsident Hans Eichel kurz vor Weihnachten in Wiesbaden sein sozialdemokratisches Schattenkabinett vorstellte, standen bereits zwei der insgesamt zehn Männer und Frauen zur Disposition. Nach den Koalitionsverhandlungen mit den Grünen, die Ansprüche auf die Besetzung von mindestens zwei Ressorts angemeldet hatten, müssen nun — paritätisch ausgewogen — der als Umweltminister präsentierte Ernst Ulrich von Weizäcker und die von Eichel auserkorene Sozialministerin Irmgart Gärtner aus dem Schattenkabinett ausscheiden — eine „schmerzliche Entscheidung“, wie Hans Eichel am Sonnabend eingestand. Minister für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten wird Joschka Fischer (42) werden. Das Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit geht an Iris Blaul (34).

Die SozialdemokratInnen übernehmen im „Team Eichel 91“ acht zum Teil neu zugeschnittene Ressorts, wobei der ehemalige Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Forsten der 1987 abgewählten Börner-Regierung, Jörg Jordan (51), eine Schlüsselposition im Kabinett innehaben wird. Jordan wird Minister für Regionalentwicklung, Wohnen, Städtebau und Landschaftsschutz. Als Innenminister hob Hans Eichel den Grandseigneur der hessischen SPD, den Ex-Justizminister Herbert Günther (61), auf den Ministersessel. Justizministerin wird die amtierende Dezernentin für Soziales, Jugend und Wohnungswesen der Stadt Frankfurt, die promovierte Juristin Christine Hohmann- Dennhardt (41).

Hans Eichels Bildungsminister heißt Hartmut Holzapfel (47), der als ehemaliger Bundesvorsitzender der „Gesellschaft Gesamtschule“ und Referent des früheren „Gesamtschul“-Kultusministers von Friedeburg das klassische Feindbild für die Bildungspolitiker der hessischen Union verkörpert. Das nach Iris Blaul zweitjüngste Mitglied im Kabinett Eichel wird die Finanzministerin Anette Fugmann-Heesing (36) werden, die zur Zeit noch Stadtkämmerin im nordrhein-westfälischen Herford ist. Das Ressort Wirtschaft und Technik mit dem für die Grünen „hochwichtigen Bereich Verkehr“ (Fischer) übernimmt der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende im hessischen Landtag „Commandante Ernesto“ Ernst Weltecke (49) — so jedenfalls wurde Welteke von den Grünen nach einer Nicaragua-Reise Mitte der 80er Jahre genannt.

Als Wissenschaftsministerin hat Hans Eichel die ehemalige Dekanin des Fachbereichs Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften der TH Darmstadt, Evelies Mayer (53), nach Wiesbaden geholt. Die Berliner Ex-Senatorin und Ex-Vizepräsidentin der Universität Hamburg, Heide Pfarr (47), wird künftig als Ministerin für Frauen und Arbeit amtieren.

Klaus-Peter Klingelschmitt