AUFKLÄRUNGSFILMDERUS-PPOLIZEI

HOMO-BEAMTEN'SSENATSKINO  ■  SCHWULE UND POLIZEI

Was wäre Berlins schwul-lesbische Gemeinde ohne ihre Homo-Beamten, jenen MitarbeiterInnen des „Referats für gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ der Senatsfamilienverwaltung, die seit über einem Jahr wacker für die Homo-Ehe mit der Verwaltung kämpfen. Zerrütteten der 175, Rosa Listen und Razzien jahrelang das Verhältnis zwischen Homos und Polizei, schritten die gleichgeschlechtlichen Staatsdiener auch hier mit vertrauensbildenen Maßnahmen zur Tat. Prompt antwortete der Polizeipräsident mit der Ernennung eines niederen Dienstgrads zum ehrenamtlichen Schwulenbeauftragten: Hetero Heinz Uth, der ohne jede Kompetenz seitdem immerhin von einer Talkshow zur nächsten herumgereicht wird. Mit ihm zusammen wollen sich die Homo-Beamten künftig der Polizeiausbildung widmen. Ob die Männergemeinschaft in der Kasernierung wieder eingeführt werden soll, ist bislang offen. Eher denkt man an einen Film:

Szene 1: Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien spricht einführende Worte, Szene 2: Homosexuelle Opfer leiden mit blutenden Nasen, Szene 3: Frischgefönte Beamte nehmen helfende Anzeigen auf, Szene 4: Der Mann- O-Meter-Vorstand dankt dem Senat, Szene 5: Professor Dörner erklärt die Ursachen der Homophobie, Szene 6: Rosa von Praunheim darf nicht fehlen, Szene 7: Ilse Kokula wirft endgültig die Selbsthilfe-Trillerpfeifen weg, Szene 8: Heinz Uth meint: Homosexuelle beißen nicht, Szene 9: Bernd Stürzenberger singt eine Arie auf die Polizei, Szene 10: Gisela Schlüter wirbt für Toleranz, Szene 11: Der Rechtsstaat siegt, triumphiert der Polizeipräsident.

Kein Scher(t)z! Ein ähnlicher Film ist in der New Yorker Polizeiausbildung längst Realität. Auf einem beruflichen Ausflug in die USA hat Homo-Beamter Claus Nachtwey den Streifen „New York City Police Training - Anti Gay Violence“ entdeckt und ihn aufopfernd im Handgepäck mit nach Berlin gebracht. Heute abend will er den 20minütigen Originalfilm in englischer Sprache der Szene vorführen und im Anschluß über die Polizeiausbildung aus schwul-lesbicher Sicht diskutieren. Was also heißt: Soll man so ein Filmprojekt auch in Berlin versuchen oder nicht?

SkeptikerInnen erläutert Nachtwey mit leuchtenden Augen die New Yorker Situation: Im Headquarter der Polizei sitzt dort eine Lesbe, die explizit für Homo- Fragen zuständig ist und auch von oben Ausführungsvorschriften auf diesem Gebiet erlassen kann. Die jedoch kommt heute abend leider nicht.

Bleibt zu hoffen, daß zumindest Berliner Polizeivertreter die Senatsfilmvorführung nicht verpassen. Ihre Auftritte und Stellungnahmen sind schließlich immer gut, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit realistisch einzuschätzen. An Razzien im Schwulentreffpunkt Tiergarten müsse die Polizei festhalten, erklärte Heinz Uth zwar auf einer Podiumsdiskussion, glänzte jedoch sofort mit einem bahnbrechenden Kompromißvorschlag: Vielleicht könne die Polizei die Razzien ja zusammen mit den Homo-Beamten organisieren. Micha Schulze

HEUTEUM20UHR,AMKARLSBAD8-10,1-30