Luftwaffe: “Reine Abschreckungsmission beendet“

■ Oldenburgs mobile Nato-Truppe kehrt aus der Türkei zurück / „Erziehung der Soldaten vorantreiben“

15.39 war es gestern, als die ersten zwei von insgesamt 18 Alpha-Jets aus dem türkischen Erhac zur Landung auf dem Oldenburger Fliegerhorst ansetzten. Als erster, offizieller Heimkehrer des Jagdbombergeschwaders 43 kletterte der kommandierende Oberstleutnant Horst Meyer aus seinem flotten Einsitzer. Und während Meyer gutgelaunt und sonnengebräunt ein markiges „Auftrag erfüllt“ in die ausgerichteten Mikrophone der JournalistInnen trompetete, wurde seine Maschine schon wieder vollgetankt.

„Mit der Landung dieser Alpha-Jets ist unsere reine Abschreckungsmaßnahme beendet“, bewertete Fliegerkommandant Rüdiger Schad im Anschluß an die Landung den achtwöchigen Einsatz seiner Truppe im Nato- Gebiet Türkei. Wenn die Armee Saddam Husseins die Türkei angegriffen hätten, wären die deutschen Soldaten zur „Erdkampf- Unterstützung“ im Norden des Irak eingesetzt worden.

Die Diskussionen, die um die Stationierung der bundesdeutschen Soldaten geführt worden sind, ließen Oberst Schad in der Stunde der freudigen Begrüßung aber auch mahnende Worte finden: „Wir müssen uns in Zukunft mehr darauf konzentrieren, die Soldaten näher am Auftrag der Bundeswehr zu erziehen.“ Der Bund dürfe sich nicht länger hinter seinen Werbeslogans verstecken. „Wir haben ganz klare Aufträge, nämlich zu drohen oder zu kämpfen, wenn es nötig wird. Diesen Auftrag müssen unsere Soldaten erfüllen.“

Seit Anfang Januar war das 43. Jagdbombergeschwader des Oldenburger Fliegerhorstes rund 430 Kilometer nördlich der türkischen Grenze zum Irak stationiert. Nach den ersten zwei Kriegswochen unter ständiger Alarmbereitschaft machte sich die Routine breit. Cirka 1.000 Übungsflüge, so schätzt Presseoffizier Detlef Kögler, sind die bundesdeutschen Piloten geflogen. „Immer nur Richtung Norden, damit bei den Irakern keine Mißverständnisse entstehen konnten.“ Die Piloten haben die „Gunst der Stunde“ ausgenutzt und haben „Tief-und Tiefstflüge“ gedreht.

Nach Darstellung von Fliegerchef Meyer sind die deutschen Soldaten in der Türkei immer aktuell über das Kriegsgeschehen informiert worden: Durch bundesdeutsche Zeitungen und den militärischen Nachrichtendienst. Entgegen anderslautenden Meldungen habe es vor Ort einen guten Kontakt zur Bevölkerung gegeben.

Neun Stunden sind die Alphas geflogen, immer knapp unter der Schallgeschwindigkeit, mit Stopps in Bandirma/Türkei und Rimini. Das Gros der stationierten Soldaten kehrte wenige Stunden nach der Landung der Alpha- Jets mit einem Sammeltransport in die heimische Staffel zurück: gegen 21.00 Uhr stiegen die meisten Heimkehrer aus dem Bauch einer Tupolev-Maschine aus dem Bestand der ehemaligen Nationalen Volksarmee und fielen — unter Ausschluß der Öffentlichkeit — in die Arme ihrer Familienangehörigen. Alle Heimkehrer erhalten eine Woche Sonderurlaub. Markus Daschner