Haase will auf Havelchaussee rasen

■ Verkehrssenator biedert sich Berlins dümmsten Autofahrern an: Er will Havelchaussee noch vor Ostern öffnen/ Umweltsenator bastelt an Öko-Erlaubnis/ Umwelt-Ini und BVV: Straße abreißen

Berlin. Herwig Haase, Verkehrssenator, will Berliner Autofahrern ein Riesen-Osterei schenken: Die Havelchaussee soll bis zum Eierversteck-Fest im April offen sein, bestätigte gestern der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Siegfried Keiluweit, der taz. Man könne davon ausgehen, daß eine Öffnung mit dem Umweltsenator abgestimmt sei, erklärte er weiter. Bisher soll nur feststehen, daß nach einer Öffnung Parken in der Nähe der Grundwasserbrunnen nicht erlaubt sein wird. Aus der Umweltverwaltung hieß es, daß eine Zwischenregelung erarbeitet werde, die das Befahren der Waldstraße rechtlich erlauben solle.

Haases neueste Idee dürfte Berlins Umweltinitiativen und auch die Zehlendorfer Bezirksverordneten auf den Plan rufen. Denn die Chaussee zieht sich mitten durch ein Wasserschutzgebiet und dürfte eigentlich nicht wieder geöffnet, sondern müßte nach den geltenden Gesetzen sogar abgerissen werden. Die Mehrheit der Verordneten besteht weiterhin darauf, daß die Havelchaussee aus dem Straßenverzeichnis gestrichen wird (Entwidmung). Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wird heute den Baustadtrat des Bezirks auffordern, dem entsprechenden Senatsbeschluß der letzten Regierung zu folgen.

Jetzt muß sich auch die SPD in Wilmersdorf beeilen. Sie hat Anfang März eine Umfrage gestartet, um zu ermitteln, was Wilmersdorfer BürgerInnen von einer Öffnung halten. Die SPD hatte geplant, die Ergebnisse in der Woche nach Ostern zu veröffentlichen — möglicherweise zu spät.

Der Anwalt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Wolf-Dieter Neuppert, erklärte der taz auf Anfrage, daß eine Öffnung der Chaussee aus seiner Sicht rechtlich nicht möglich sei. 1987 hatte der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen die Verordnung unterzeichnet, die das Gebiet um die Havelchaussee zum Wasserschutzgebiet erklärt. Das zur Zeit gesperrte Stück der Chaussee liegt seitdem in der Wasserschutzzone II. In der dürfe aber weder geparkt noch gefahren werden. Schon jetzt sei der Parkplatz südlich des gesperrten Stückes nicht mehr erlaubt, weil Autos besonders durch Ölverlust das Grundwasser gefährden. diak