Prominenten popeln

■ „Mary“, Montag, ARD, 22 Uhr

Na, das war doch etwas. Mary (alias Georg Preusse) als freche Göre sagte zum Publikum „Ihr Hosenscheißer“ und erdreistete sich wahrhaftig, Biedermann Max Schautzer zum öffentlich-rechtlichen Popeln aufzufordern. Wo es bislang RTL plus vorbehalten war, mit Tortenschlachten und Dall-As im „respektlosen Umgang mit Prominenten“ Akzente zu setzen, darf die ARD den popelnden Schautzer getrost als Meilenstein ihrer unverdrossenen Aufholjagd verbuchen. So etwas liebt das Publikum, und schließlich zeigt es so schön, daß Stars auch nur Menschen sind.

Doch auch das, was Mary sonst noch zu bieten hatte, war ähnlich popelig. Faszinierend war „der ehemalige Elektronikstudent Georg“ (WDR-Pressetext), wann immer er in schwelgerischern Glitzerfummeln über die Bühne schwebte. Keimfreie Glamourtravestie in Perfektion, mit der Preusse die ansonsten doch so anrüchige Passion bereits in den vergangenen Jahren in deutschen Wohnstuben salonfähig machte. Aber waren schon die Songtexte nicht eben umwerfend („Haare auf der Brust“), wirkten Marys dahergeplapperte Kalauer über Papst und Flugangst („dem wird's ja immer so schlecht, daß er sich am Flughafen gleich hinlegen muß“) unwillkürlich, als versuche sich Gisela Schlüter an einer Otto-Parodie. Und was ihm die diversen Autoren da an — als „frech-ironisch“ angekündigten — Gags zusammengeschrieben hatten, war vorwiegend biederste Hausmannskost auf Harald & Eddy-Niveau. Zudem präsentierte sich Sketchpartner Reinhard Glemnitz mit seinem gediegenen Charme eines Herrenausstatters auch nicht gerade als Virtuose des hintergründigen Humors. Der Mann kann schließlich machen, was er will, das Image des Loosers aus Erik Odes Gesetzeshütertruppe wird er zeitlebens mit sich herumschleppen.

Bleibt nur zu hoffen, daß es in den weiteren fünf Ausgaben von Mary weitaus einfallsreicher und frecher zugeht als bei der müden Premiere. Aber schließlich wäre Georg Preusse nicht der erste, der am Konzept dieser Personality-Shows scheitert. Jemandem Gelegenheit zu geben, die ganze Palette seiner Fähigkeiten zu präsentieren, macht schließlich nur Sinn, wenn diese Palette mehr als eine Farbe aufweist. Reinhard Lüke