Regimefeindliche Sender im Irak

■ Anti-Saddam-Hussein-Radios senden aus dem arabischen Ausland

In den arabischen Staaten werden ausländische Rundfunkstationen in einem Ausmaß gehört, wie sonst weltweit in keiner anderen Region. Zu diesem Ergebnis kommen zwei unabhängig voneinander durchgeführte Umfragen der United States Information Agency (USIA) und der BBC London. Seit Ausbruch des Golfkrieges und den Unruhen und Demonstrationen gegen das Regime des irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein hat sich diese Tendenz sogar noch verstärkt.

Für die Bevölkerung des Irak werden eine Reihe von Sendungen aus dem Ausland oder aus den kurdischen Provinzen im Norden des Landes ausgestrahlt. Die „Stimme des Freien Irak“ mit Standort in Saudi- Arabien zum Beispiel wurde erstmals am 1. Januar gehört und ist in letzter Zeit auf 9.570 und 15.600 kHz aktiv. Dort sendet die Station durchgehend von 14 bis 5 Uhr in Arabisch. Der Leiter der „Stimme des Freien Irak“ ist der frühere Chef von Radio Bagdad, Ibrahim al-Zubaydi. Ein zweiter Anti-Saddam-Hussein- Sender ist als „Gulf Voices Radio“ zwischen 19 und 20 Uhr auf Kurzwelle 8.900,6 kHz aktiv.

Die „Stimme des Volkes von Kurdistan“, eine Rundfunkstation der Patriotischen Union Kurdistan (PUK) aus dem Untergrund, bekämpft die Politik Saddam Husseins derzeit ganz vehement im Äther. Auf 3.965 kHz sind von 17 bis 18.30 Uhr und von 19.15 bis 20.30 Uhr die Sendungen in Kurdisch sowie von 18.30 bis 19.15 und von 20.30 bis 21.15 Uhr in Arabisch aufzunehmen, werden allerdings durch einen französischen Sender fast an die Wand gedrückt.

Gegen den „amerikanischen Imperialismus“ in der Welt und die Regierung in Teheran wendet sich die Untergrundstation „Stimme des iranischen Kurdistan“ täglich mehrmals auf 3.875, 4.065 und 4.550 kHz. Der Sender unterstützt die Politik der Kurdischen Demokratischen Partei. Von 16.25 bis 17.30 Uhr in den Sprachen Suremani und Kurdisch beziehungsweise von 17.30 bis 18 Uhr in Farsi ist der Sender auch in Mitteleuropa auf 4.065 kHz zu hören. Der Empfang wird jedoch durch Störsender beeinträchtigt. Ein weiterer politischer Untergrundsender der Region ist die „Stimme des Kampfes des iranischen Kurdistan“ ab 10.30 und 15.30 Uhr auf 7.435 kHz.

Ein syrischer Sender namens „Stimme des Irak“ operiert von vier bis fünf Uhr und von 19 bis 20 Uhr auf Mittelwelle 828 und 1.125 kHz sowie auf Kurzwelle 7.355 und 12.085 kHz aus Damaskus und versucht, die Politik des syrischen Präsidenten Assad der Bevölkerung des Irak nahezubringen.

Die beliebtesten Auslandssender der irakischen Bevölkerung waren nach der Umfrage von USIA und BBC vor dem Golfkrieg aber Radio Monte-Carlo mit einem starken Relaissender auf Zpyern sowie die arabischsprachigen Programme der BBC und der Stimme Amerikas. Entscheidend ist hier, daß alle drei Stationen auf Mittelwelle gut zu empfangen sind.

Die Sendeanlagen von Radio Bagdad sind ebenso wie die des kuwaitischen Rundfunks nahezu völlig zerstört. Auf Kurzwelle verschafft sich der Propagandafunk Saddam Husseins nun auf 3.980, 4.600, 7.350 und 8.350,3 kHz Gehör. Rainer Pinkau