Naturschutzabkommen im Kriegsfall

■ Mit einer „fünften Genfer Konvention“ will Greenpeace künftig auch im Krieg die Natur schützen

London (afp/taz) — Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat gestern eine neue Genfer Konvention gefordert, um die Umwelt in Kriegszeiten künftig gesetzlich international zu schützen.

Die vierte Genfer Konvention stelle den Versuch dar, ein Minimum an menschlichen Werten im Krieg zu retten, während der Umwelt kein Mindestschutz zugestanden werde, erklärte ein leitendes Mitglied der Organisation, Gerd Leipold, in London.

Das 1949 in Genf geschlossene Abkommen, das die meisten Staaten der Erde unterzeichnet haben, sieht vor allem den Schutz von Zivilbevölkerung, Verwundeten und Kriegsgefangenen vor.

Die Greenpeace-Initiative ist nicht die erste ihrer Art. Nach den verheerenden Zerstörungen, die die US-Amerikaner im Verlauf des Vietnamkriegs anrichteten, verabschiedeten die Vereinten Nationen 1978 ein „Abkommen über das Verbot der militärischen oder sonstigen feindseligen Nutzung umweltverändernder Techniken“.

In Vietnam waren Dschungelgebiete und landwirtschaftliche Nutzflächen in großem Stil aus der Luft mit Herbiziden zerstört worden. Erstmals wurden damals auch Theorien über die künstliche Beeinflussung des Wetters praktisch erprobt. Mit dem Abkommen sollte die „Reproduktionsfähigkeit“ von Mensch und Natur im Kriegsfall umfassend gesichert werden. Die systematische Nutzung des Öl als Waffe durch Saddam Hussein, aber auch die Zerstörung von Chemiefabriken und Atomanlagen durch US-amerikanische Bomber hat das Abkommen offenbar nicht verhindert.

Der Golfkonflikt habe gezeigt, was für unannehmbare Umweltschäden ein Krieg mit sich brächte, argumentiert der Greenpeace-Aktivist Leipold. Deshalb sollte eine „fünfte Genfer Konvention“ zumindest versuchen, bewußte Militäraktionen gegen die Umwelt in Zukunft zu unterbinden.

Greenpeace will am 3. Juni Gespräche am Runden Tisch über die Annahme einer solchen Konvention organisieren. gero