Grüne Wiedervereinigung in Hamburg?

GAL und Grünes Forum verhandeln über gemeinsame Liste/ Fundis sammeln sich in linksradikaler Alternativer Liste  ■ Aus Hamburg Florian Marten

In die kaum noch überschaubare grün-alternative Trümmerlandschaft Hamburgs ist in den letzten Tagen heftige Bewegung gekommen. Offensichtlich besteht Hoffnung, daß in dem wilden Durcheinander von Frauenfraktion, Frauenratschlag, GAL, Grünem Forum und systemoppositionellen Fundis gemeinsame Positionen gefunden werden. Gibt es am 2. Juni in Sachen Grün also doch noch einen überschaubaren Wahlzettel?

Die harten Fundis, die den Kurs der Hamburger Grünen seit 13 Jahren diktiert hatten, haben in den letzten Wochen scharenweise die GAL verlassen, nachdem diese mit knapper Mehrheit für ein Koalitionsangebot an die SPD votiert hatte. Die Fundis leiteten daraufhin die Gründung einer „Alternativen Liste“ ein und werden voraussichtlich zu den Wahlen antreten.

Die drei realpolitisch orientierten Gruppen GAL, Grünes Forum und Frauenratschlag dagegen steuern auf eine gemeinsame Liste zu. Umstritten ist noch, ob Frauen und die realpolitische GAL-Abspaltung Grünes Forum nun einfach wieder in die GAL eintreten sollen — so wünscht es die GAL — oder ob es zu echten Verhandlungen zwischen diesen drei Gruppen kommt. Die Frauen hoffen auf eine Auflösung der Widersprüche in einer realpolitischen, alles übergreifenden Frauenliste, das Grüne Forum auf eine „faire“ Anzahl von Listenplätzen und, so GrüFo-Chef Martin Schmidt, „einen gemeinsamen Neubeginn“.

Mitgliederversammlungen von GAL und Grünem Forum machten am Wochenende den Weg für Verhandlungen frei. Am Freitag wird es zu einer ersten gemeinsamen Versammlung von GAL und Grünem Forum kommen. Schon auf den MVs der GAL am Samstag und auf der des Grünen Forums am Sonntag hatte man wechselseitig Spähtrupps entsandt, die auch in die Debatten eingriffen und die Bereitschaft für einen gemeinsamen Weg signalisierten.

Auch bundesgrüne Prominenz mischte sich ein: Helmut Lippelt, langjähriges Bundesvorstandsmitglied und einst Sprecher der Bundestagsfraktion, beschwor am Samstag die Mitgliederversammlung der GAL: „Von Hamburg könnte ein Signal auch für die Bundesgrünen ausgehen. Ich möchte euch bitten, bringt ein gutes Signal. Also: eine einheitliche Kandidatur. Hamburg hat eine Bringschuld.“ Schließlich, so Lippelt, trage der Hamburger Fundi- Kurs ein Gutteil Mitschuld am Niedergang der West-Grünen.

Das letzte ernsthafte Hindernis auf dem Weg zur realpolitischen Grünen-Einheit ist eine immer noch starke Minderheit in der GAL, die ein Bündnis mit den „Verrätern“ vom Grünen Forum um jeden Preis verhindern möchte.