Im Land der großen Beuteltiere

Hut ab vor den Australiern! Im „Land Down Under“ wissen sie, wie man tote Tiere optimal nutzt. In den Schlachthöfen des Landes ist z.B. das Sammeln von Gallensteinen zu einem aufregenden und lukrativen Nebenverdienst geworden. Die australischen Behörden haben gerade wieder einen großen Schmuggelring, der sich auf Rinder-Gallensteine spezialisiert hatte, aufgedeckt und vier kriminelle Fleischbeschauer festgenommen. Die etwa taubeneigroßen Rinder-Gallensteine sind goldbraun, tonartig und nur auf den ersten Blick völlig wertlos. Asiatische Mediziner sind nämlich ganz wild auf die ekligen Dinger. Sie werden von ihnen zermahlen, mit leckeren Kräutern vermischt und dann bei fast allen Krankheiten und Problemfällen eingesetzt, angefangen vom einfachen Fieber über Impotenz bis zu Aids. Der Preis ist entsprechend hoch. Für ein Kilo Rinder-Gallenstein wird zur Zeit umgerechnet 30.000 Mark bezahlt, das ist doppelt soviel wie für Gold.

Die großen Fleischfabriken haben diese Geschäftsmöglichkeiten natürlich auch erkannt. Auf legalem Wege werden jährlich Gallensteine für etwa 1,2 Millionen Mark ausgeführt. Die scharfen Kontrollen in den australischen Schlachthöfen stehen denen in südafrikanischen Diamanten- Minen in nichts nach. Trotzdem werden die Arbeiter in den Unternehmen mit Briefen von asiatischen Heilmittelherstellern bombardiert und zum Stehlen aufgefordert.

Um ganz andere, jedoch ebenfalls wertvolle Tierleichenteile ging es in Alice Springs, im australischen Nord-Territorium: Konstabler Mark Coffey sah mitten auf dem Highway einen offensichtlich lebensmüden Mann sitzen. Als er ihn retten wollte, wehrte sich der Selbstmörder heftig. Mark Coffey forderte Verstärkung an. Als zwei weitere Polizisten eintrafen, sahen sie sich auf einmal einer aufgebrachten Gruppe von 15 Aborigines mit seltsamen Waffen in den Fäusten gegenüber. Die Ureinwohner hatten sich im nahegelegenen Supermarkt mit tiefgefrorenen Känguruhschwänzen eingedeckt und griffen die Uniformierten damit an. Die eiskalten Keulen waren furchtbare Waffen. Die Polizisten erlitten Hautabschürfungen und Platzwunden. Sechs der Angreifer kamen vor Gericht, konnten aber nicht richtig verurteilt werden. Die Prozeßführung gestaltete sich nämlich äußerst schwierig, da keine Tatwaffen als Beweismittel vorgeführt werden konnten. Die Aborigines hatten die Känguruhschwänze nach dem Einsatz einfach aufgegessen. Karl Wegmann