Hortkinder, ab auf die Straße!

■ Stadteigene Villa in der Humboldtstraße wird dichtgemacht

Viertel-Eltern sind empört: Das riesige ehemalige Landesamt für Schul-und Lehrerbildung (LASL) an der Humboldtstraße 183 — zur Zeit genutzt von zwei Hortgruppen — soll aufwendig umgebaut und bis 1993 geschlossen werden. Dabei könnten die mehreren Dutzend bis zu 70 Quadratmeter großen Räume das Raumproblem für viele Hortkinder im Viertel schnell lösen.

Vor rund zwei Jahren war in das leerstehende Gebäude eine Hortgruppe eingezogen, eine zweite folgte im vergangenen Sommer. Im zweiten Stock des Gebäudes waren Räume hierfür eigens hergerichtet worden. Der erste Stock steht zur Zeit leer, im dritten Stock lagern noch viele Meter Behördenakten.

Vorgeschichte: Nachdem das LASL aus der geräumigen Villa ausgezogen war, wollte der Senat das Gebäude an die Kirche verkaufen. Die wollte den hohen Preis nicht zahlen, und der Senat blieb auf dem Objekt sitzen. Ein Senatsbeschluß vom Herbst 1990 rettete das Haus für die Kinder: Das Haus sollte städtisch bleiben und rund 100 Kindern Platz bieten, die jetzt gar keinen Hortplatz haben oder in provisorischen Außenstellen untergebracht sind. Nach einer Absprache mit der Sozialbehörde sollten die Hortgruppen während des Umbaus im Haus bleiben.

Nun soll nach einem neuen Beschluß der Sozialdeputation das Haus mit Beginn der Osterferien für die Dauer des Umbaus geschlossen werden. Als voraussichtlicher Wiedereröffnungstermin wurde das Jahr 1993 genannt. Mehrere Ungereimtheiten machen die Eltern der Hortkinder nun stutzig: Sollen etwa „klare Verhältnisse“ geschaffen werden, um das Haus nach den Wahlen doch noch zu verkaufen? Vater Dieter Gautier: „Einer Architektengruppe wurde der Auftrag zum Umbau wieder entzogen. Die Sozialbehörde behauptet, der Umbau ginge am 1. April los. Das Hochbauamt hat allerdings noch gar keinen Auftrag.“ Mit Eltern und ErzieherInnen hat die Sozialbehörde nicht, wie versprochen, über Sinn und Zweck des Umbaus unterhalten. Und außerdem ist für die Eltern nicht einzusehen, warum angesichts der dramatischen Raumnot im Hortbereich und in der angrenzenden Schule Lessingstraße das Gebäude mindestens zwei Jahre leerstehen soll. Eine Mutter: „Vielleicht gibt es schon einen Käufer.“

Die zwei Hortgruppen sollen nun in das neue Spielhaus des Kindertagesheims Gleimstraße verlegt werden. Sicher ist, daß deshalb 37 neu angemeldete Kinder eine Absage erhalten werden. bear