Briefkästen blieben leer

■ Einige Hundert Postler warnstreikten in Bremen / Heute weitere Aktionen

Wer gestern früh die Bremer Telefonauskunft anrief, erlebte Unerwartetes. Zwischen 7.00 und 10.00 Uhr gaben die 50 MitarbeiterInnen keine Auskünfte. Nur der automatische Anrufbeantworter verkündete: „Wegen einer Störung sind unsere Plätze zur Zeit nicht erreichbar“ — sie waren im Warnstreik. Zur gleichen Zeit weigerten sich knapp 60 KollegInnen des Baubezirks Utbremen, Telefone anzuschließen und Aufträge für den Rest des Tages anzunehmen.

„Bei der Bremer Post stehen die Zeichen auf Sturm“, lautet die Auskunft von Harald Schütz, dem Bezirksvorsitzenden der Postgewerkschaft Bremen Weser/Ems. „Die Kollegen fühlen sich belogen und betrogen durch das niedrige Angebot der Arbeitgeberseite und die gleichzeitigen Steuererhöhungen“. Zusammen mit den anderen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes fordern die Postler 10 Prozent mehr Lohn und Gehalt bei der diesjährigen Tarifrunde. Das bisherige Angebot von Bund, Länder und Gemeinden liegt bei 4,1 Prozent.

Warnstreiks von etwa 300 bis 400 KollegInnen gab es deshalb auch in den Postämtern eins und fünf. Insgesamt wurden in der gestrigen Früh-und Spätschicht 150.000 Briefsendungen nicht zugestellt und 200.000 nicht abgeschickt. Auch die Luftpost blieb am Boden und die Postfächer leer. „Mit diesen Signalen wollen wir zeigen, daß es uns ernst ist“, sagt Schütz. „Die Kollegen sind zum unbefristeten Streik bereit, das haben schon die ersten Aktionen gezeigt. Die Postler haben nämlich die Faxen dicke.“

Auch bei der Polizei sind die Beschäftigten inzwischen „in erhöhter Streikbereitschaft“. Man stehe voll hinter den Forderungen der ÖTV und wolle sich bei nächstbester Gelegenheit zu gemeinsamen Aktionen einklinken. „Die Polizeigewerkschaft stellt sich darauf ein“, sagt Manfred Offermann, stellvertretender GdP Landsbezirksvorsitzender, „daß es bei einem unbefriedigenden Verhandlungsergebnis zum Arbeitskampf kommt.“ Zunächst aber wolle man abwarten.

Bei der ÖTV sind unterdessen für den heute weitere Streikversammlungen geplant: Im Bremer Süden von 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr im Kindertagesheim Kornstraße, von 9.00 bis 10.00 Uhr im Zentralkrankenhaus Ost und von 11.00 bis 12.00 Uhr vor der Müllverbrennungsanlage (Busse fahren ab 10.00 Uhr vom ZOB und Bahnhof Vegesack). bz