Nomen es omen?

Ein schlummerrollenweiches Nudelholz, eine erbarmungswürdig schlapp hängende Säge, ein mühsam die Form wahrender Trichter in edlem feinmaschigen Grau, das sind nur einige Beispiele für die karikaturhafte Vorspiegelung falscher Tatsachen, erdacht und erhäkelt von der Bildhauerin Christa Lustig. Verblüfft steht man vor einer gedeckten Tafel mit gehäkelten Tellern (mit und ohne Goldrand), Bestecks, Spiegeleiern aus Baumwollgarn mit und ohne angebratenen Rand sowie Wollspaghetti mit Schinkenspeck — ein Augenschmaus. Der Kaktus aus Angorawolle in festmaschigem Topf mit Untersatz ist die Krönung an humorvoller Verballhornung menschlicher Alltäglichkeit und familiärer Biedermeierbeschaulichkeit.

Seit Jahren erhäkelt sich Christa Lustig heiter-ironisch ein Verhältnis zu den Widrigkeiten des gesellschaftlichen und persönlichen Lebens, und sie nähert sich der Kritik an Politik, Konsum und Spießigkeit auf bemerkenswert leise und einprägsam satirische Weise. Sie versteht es, dem realen Ungemach künstlerisch etwas Positives und Menschliches entgegenzusetzen, um es für sich und andere erträglich zu gestalten. Daß Träume im Elfenbeinturm nicht aufkommen, zeigt die engagierte Lupinensaat-Aktion auf dem ehemaligen Todesstreifen entlang der Berliner Mauer, die sie gemeinsam mit Künstlern aus dem Ostteil der Stadt im April 1990 plante und entgegen offiziellen Hindernissen auch verwirklichte.

Die Ausstellung ist noch bis zum 2.März (Di-Fr 11-19, Sa 10-13Uhr) in der Galerie Sophienstr. 8 in Lichtenberg , Tel. 5251739 zu sehen. D.L.