Computer bis ins Dorf

■ Über 4.500 Aussteller aus 40 Ländern auf der CeBIT-Messe in Hannover

Schon am ersten Tag der CeBIT schoben sich gestern Tausende durch die riesigen Hallen der Hannover-Messe — vorbei an flimmernden Displays, fiepsenden Druckern und leise surrenden Großrechnern. Kein einziger der über 4.500 Aussteller aus 40 Ländern kommt ohne Tastenfeld und Bildschirm aus. Sie sind so wichtig wie der schwarze Kaffee und die süßen Kekse, die ebenfalls auf allen Ständen stehen.

Das Bundesland Bremen ist in diesem Jahr mit 37 Ständen vertreten — gleichauf mit Ländern wie Israel, Indien, Singapur, Schweden oder Spanien und ungefähr so auffällig wie die insgesamt 53 Aussteller aus der Ex-DDR. Wer trotzdem zufällig am Gemeinschaftsstand der Bremer Hochschulen vorbeikommen sollte, den grüßt ein Dreieck-Segel aus dickem Plastik über einer Theke mit verstreuten Zetteln. Der Bremer Einfallsreichtum wird nur noch vom benachbarten Stand der Hochschule Ostfriesland übertroffen — Motto: „Im Nord-Westen was Neues“.

Wirklich Neues gibt es dagegen vor allem an den 245 Ständen aus Taiwan, den 57 japanischen und den 365 US-amerikanischen zu sehen. Zum Beispiel den knallbunten, flimmerfreien Flüssigkristall- Bildschirm für die „Laptops“ genannten Aktentaschencomputer. Jeder einzelne der tausenden Bildpunkte kann von einem eigenen Transistor in 256 verschiedenen Farben zum Leuchten gebracht werden — ohne Strahlung oder magnetische Felder. Die Erfindung kommt von Toshiba aus Japan und am Stand nebenan ist auch zu sehen, warum die hochauflösenden Bildschirme gerade dort entwickelt wurden: Hunderte feingliedriger bunter japanischer Schriftzeichen zieren ein postkartengroßes Display der Firma Epson.

Aber wozu das alles? Auch die Anwendungen der immer schnelleren, immer perfekteren elektronischen Datenverarbeitung sind auf der CeBIT zu sehen. Da ist zum Beispiel die vollelektronische Tankstelle: Bezahlt wird das Benzin per Scheckkarte direkt an der Zapfsäule; ein kleiner Computer sorgt rechtzeitig für die Nachbestellung beim Mineralöl- Konzern und erledigt die Abrechung des Tankwarts. Immer größere Datenmengen fließen durch die Postleitungen von Supermärkten zu Banken, von Firmenzentrale zu Filiale, vom Homebanker in die Börse, vom Produktentwickler in die Produktion. Die Endgeräte sind inzwischen freigegeben, aber für die Leitungen selber verteidigt die Post ihr Monopol: Auch in allen Ausstellungsbereichen der CeBIT hat sie ihre gelben Stände aufgebaut.

Auch da, wo sich die Post mit ihren Schaltern längst abgemeldet hat, wird sie jetzt am Datenfluß wieder mitverdienen: 30 Kilometer von Bremen, in Ganderkesee, soll noch in diesem Jahr ein Versuch mit „Bürgerbüros“ beginnen — mit Kiosken für Fahrkarten, Lottoscheine, Urlaubsreisen und Auskünfte aller Art. Selbst dort, wo die Post ihre Schalter längst aufgegeben hat. Ase

Die CeBIT-Messe ist bis zum 20.3. täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 26 Mark, für StudentInnen 13 Mark.