Totalverweigerer bleibt in Bundeswehrarrest

■ Sascha Braumann sitzt seit eineinhalb Monaten im Bau

Berlin/Essen. Der erste eingeknastete ostdeutsche Totalverweigerer nach der Wende bleibt weiter in Bundeswehrarrest. Wie der Anwalt des 19jährigen Sascha Braumann aus Ost-Berlin mitteilte, befindet sich sein Mandant wegen Befehlsverweigerung seit Ende Januar in Bundeswehr-Beugehaft in der Essener Ruhrland-Kaserne. Braumann war am 29. Januar gegen 22 Uhr von Feldjägern und einem größeren Polizeiaufgebot zu Hause abgeholt worden und wurde dann von Potsdam aus nach Essen gebracht — er hatte seinen am 2. Januar beginnenden Wehrdienst beim 3. Luftwaffen-Ausbildungsregiment nicht angetreten. Weil Braumann jeglichen Befehl verweigert, erhielt er zunächst sieben Tage aufgebrummt, dann 21 Tage. Rechtlich sind danach noch einmal 35 Tage Haft möglich. Außerdem wurde gegen Braumann ein Strafverfahren wegen Gehorsamsverweigerung eingeleitet.

Braumanns Anwalt Udo Grönheit bezeichnete das Vorgehen der Wehrbehörden und den Abtransport durch die Feldjäger als »höchst ungerecht«. Zunächst einmal sei überhaupt zweifelhaft, ob die Einberufung, die Braumann 23. November zugestellt worden war, überhaupt rechtmäßig sei. Denn sie beruhe auf einer alten Musterung der Nationalen Volksarmee, die mit dem rechtsstaatlichen Verfahren der BRD nicht vergleichbar sei. Außerdem sei Braumann die rechtlich vorgeschriebene Anhörung vor der Einberufung nicht ermöglicht worden. Auch sei Braumann als Ex-DDR-Bürger nicht bekannt gewesen, daß sein Widerspruch gegen die Einberufung innerhalb von 14 Tagen ohne Poststempelfrist eingereicht werden mußte. Deshalb sei die Ablehnung des Widerspruchs unfair.

Wie die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär gestern mitteilte, ist seit einer Woche ein weiterer ostdeutscher Totalverweigerer in Haft. Der Mann stamme aus Strausberg bei Berlin. Am Sonntag, 17. März, um 19 Uhr treffe sich das erste Berliner Totalverweigerer- Kollektiv im Versammlungsraum des Mehringhofs in der Gneisenaustraße 2a. kotte